## Title: Friedrich Wilhelm Jähns an Karl Friedrich von Klöden in Berlin. Dresden, zwischen 8. und 12. Juli 1851 ## Author: Jähns, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A047705 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ […] Es ist gewiß daß nicht allein die Trennung von 1844 jetzt vergessen, sondern ihr die Überzeugung klar geworden ist: bessere Freunde habe sie wohl wenige als uns. Ich muß es noch einmal wiederholen, dass die Aufmerksamkeit, womit sie unser Quartier zugerichtet hat, wahrhaft rührend ist. An den Fenstern überall die schönsten Bouquets von Rosen, ebenso an Idas Toilette usw. Sämtliche Webersche Briefe, an die 330 an der Zahl, stehen zu meiner freien Verfügung im Zimmer. Über meinem Bett hängt Webers Bildnis, über dem von Ida, das ganz mit Rosenblättern bestreut war, Lichtensteins Porträt. Allerdings liegt das Quartier drei Treppen hoch; dafür aber ist auch der Horizont unbegrenzt; über zahllose Gärten blickt man nach den bei Tharandt liegenden Höhen; auch das „Lämmchen“ sieht man; es ist in gerader Linie nur 100 Schritt entfernt. […] Am Sonntag Nachmittag war ich mit den Kindern in Hosterwitz und im Keppgrund, bei welcher Partie ich die Bekanntschaft eines Herrn von Masson, Schwagers von Borbstaedt, machte; er ist der Bruder des ersten Mannes der Borbstaedt. Daß nun viel von ihm gesprochen wurde, könnt ihr Euch denken. Ihr Sohn, jetzt Kadett in Potsdam, wird uns, wenn er später nach Berlin kommt, besuchen, worauf sich Max schon heute freut. – Gestern Abend wieder mit dem jungen Weber zusammen, wo wir erst sangen und dann alle über Reinhart und dessen Violinwut herzlich lachen mußten; unter anderm spielte er an der Erde liegend und die Beine auf einen Stuhl in die Höhe gelegt „Schmückt das Haus“ auf der Violine zu allgemeinem Jubel; als die Kinder zu Bett waren, las ich noch Gedichte von unserm Max vor, worüber Max Weber ganz erfreut und erstaunt war. Die Weber nimmt den regsten innnersten Anteil an allem, als wären es die eigenen Kinder und scheint sehr glücklich über die Jungen. Was sie selber anbelangt, so muß leider berichtet werden, dass sie sich recht verändert hat; wir haben sie noch niemals so gesehen; sie ist mager und alt geworden. […]