Friedrich Wilhelm Jähns to Robert Musiol in Röhrsdorf
Berlin, Tuesday, November 23, 1880

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[…] Die Bülowsche Ausgabe der Aufford. z. T. kenne ich schon, nicht aber die vom Rondo in Es op. 62*. Danke ebenfalls. Gleich notirt. Der angeführte Fingersatz ist freilich sehr gewagt; aber diese Virtuosen haben mitunter ganz besondere Kühnheiten. Von allen derartigen Bearbeitungen Weberscher Werke steht mir aber die von Liszt obenan*. Das, was er zugiebt, ist geistvoll, niemals unschön, mitunter wohl eigentlich unnöthig, aber stets in gewissen Grenzen einer bei solchem Manne nicht genug zu schätzenden Bescheidenheit; giebt er doch als Hauptsache stets den Urtext in wahrhaft bewundernswerth genauer Abwägung etwaiger Druckfraglichkeiten mit einer ganz unglaublich fleißigen Behandlung der Bezeichnung der Vortragszeichen u. des Fingersatzung. Es ist gradezu erstaunenswürdig bei einem Manne von solcher Stellung u. Thätigkeit. Seine Arbeit ist thurmhoch über die von Henselt in Bezug auf Webersche Werke* erhaben, | u. dem des Letzteren Zusätze, Weglassungen u. Änderungen gehen weit über die Freiheit hinaus. Doch war er bisher als Weber-Kenner, namentlich -Spieler und mir sehr werth: Die Ausgabe der Sonaten, namentlich der in As, op 39, (Weber’s schönste), ist ein Affront gegen diese. Freilich ist Er noch golden gegen die Kroll’sche mit Anmerkungen versehene Ausgabe der Weberschen Sachen bei Fürstner (Berlin.)* Da ist mit unter eine vollständige Blasphemie ausgekramt, beruhend auf gänzlichem Nicht- u. Falsch-Verstehen.
[...]

Editorial

Summary

äußert sich über Webersche Klavierbearbeitungen; findet bei den Bülowschen Ausgaben die Fingersätze sehr gewagt, schätzt die von Liszt am höchsten, kritisiert die von Adolf Henselt als zu frei und lehnt die Krollsche bei Fürstner total ab; schickt ihm Liste mit Weber-Dubletten zur Auswahl

Incipit

Schönen Dank für Ihren lieben Brief v. 13. d.

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 1023 (J 99a)

    Physical Description

    • 1 DBl., 1 Bl. (5 b. S. o. Adr.)

Text Constitution

  • “des”sic!
  • “Manne”added above
  • “dem”crossed out
  • “er”added above
  • “und”crossed out

Commentary

  • “… Rondo in Es op. 62”In Bülows „Kritisch verbesserte[r] Ausgabe mit genauer Bezeichnung des Fingersatzes“ bei Aibl in München erschien 1880 neben der Aufforderung zum Tanze (VN: R. 2395) nicht das Rondo brillante, sondern die Polacca brillante op. 72 (VN: R. 2397).
  • “… aber die von Liszt obenan”Gemeint ist die 1870 erschienene zweibändige Weber-Ausgabe von F. Liszt innerhalb der Reihe „Instructive Ausgabe klassischer Werke“, 5. Abteilung: „Ausgewählte Sonaten und Solostücke von Carl Maria v. Weber“, Stuttgart: Cotta, Bd. 1 Vier große Sonaten (VN: 25), Bd. 2: Concertstück und kleinere Solostücke (VN: 26).
  • “… Bezug auf Weber sche Werke”Gemeint ist: „C. M. v. Weber’s ausgewählte Werke für das Pianoforte mit Varianten, erläuternden Vortragsbezeichnungen und Fingersatz berarbeitet und herausgegeben von Adolf Henselt“, erschienen ab 1872/73 bzw. 1877 bei Schlesinger/Lienau in Berlin (VN: S. 6658, 6659, 6679 bis 6685) in mehreren Auflagen.
  • “… bei Fürstner ( Berlin .)”Gemeint ist: „Bibliothek älterer und neuerer Clavier-Musik. Kritisch revidirt und für das Selbststudium mit Fingersatz, sowie mit technischen und Vortrags-Erläuterungen versehen von Franz Kroll“; die Hefte mit Weber-Werken (Nr. 2, 8, 13, 17, 22, 27, 32, 37 und 45) erschienen zwischen 1868 und 1874.

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