Friedrich Wilhelm Jähns an Moritz Fürstenau in Dresden
Berlin, Sonntag, 13. November 1864

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Mein sehr werther Freund.

Besten Dank für Ihren gütigen Brief. Die Sache mit der Mittheilung des Oberon Themate Ihrerseits an Weber ist ganz in der Ordnung und was ich nur bezweifelte, war, daß ich Ihnen die ganze Anzahl der Themata im Oberon, die in früheren Werken von Weber vorkommen, schriftlich übergeben hätte; so war es eben nur das eine Thema und das ändert die Sache wesentlich. ‒ ‒ ‒

Die gewünschten Weberschen Sachen werde ich für Sie schreiben lassen, sobald mein jetzt sehr beschäftigter Schreiber es übernehmen kann*; ich fürchte, daß es bis zum Sommer bleiben muß, dann soll es aber presto gemacht werden. Es ist aber tüchtig viel und im Sommer ist solche Arbeit ein wahrer Seegen für solch armen Mann. Wenn es jedoch eilt, so bitte ich, schreiben Sie es mir, dann soll möglichst bald zur Ausführung geschritten werden. Die 2 Kränze sind zwar gestochen aber nicht zu gebrauchen, weshalb sie auch geschrieben werden müssen.

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Weber hat nichts von Manuscripten in seinem Hause, ich habe alles bei mir.

Da ich im Winter nur sehr wenig arbeiten kann am Buch, da obwohl ich jede Minute, die ich frei habe, daran wende, so geht es leider auch sehr langsam damit vorwärts. Die Vorarbeiten erfordern zuviel Zeit. Doch das ist nun einmal nicht anders und geht jedem so, der kein freier Mann ist, und das sind wenige. Im nächsten Frühling u. Sommer soll gewaltig gearbeitet werden, dass ich am im Herbst wenigstens das Ende absehe. ‒ Die Zweifelhaften Stücke machen mit allzuviel Noth. So habe ich wieder eine neue Bitte: Zu dem Schauspiel Diana von Poitiers, angeblich von Ludwig Robert, hat Weber 2 Romanzen componirt laut Tagebuch. Die eine ist gedruckt, A moll, GuittarrenBegleitung, Anfangsworte: „Ein König einst gefangen saß.“ Die andere wird als „kurz“ von Weber ebenfalls im Tagebuch u. zwar als am 2. Sept. 1816 in Prag componirt aufgeführt. — Ist dies Stück später vielleicht in Dresden gegeben, könnte ich durch Sie vielleicht das Buch zur Ansicht bekommen, um den Autor des Stücks, den Text der 2ten Romanze, vielleicht die | Romanze selbst zu erlangen? ‒ In Prag, wo das Stück am 4ten Sept 1816 mit Webers Musik gegeben wurde, habe ich nichts erfahren können. —

Die Musikstücke zu Donna Diana erfolgen hiebei zurück, mit den nöthigen Zusätzen und Änderungen. Über die Einfalt der Melodie des Solo’s, bei dem Stück für Chor u. Solo werden Sie sich wundern. ‒

Der Webersche mir so gütig zugesendete Brief erfolgt hiebei mit bestem Danke von mir zurück.

Und nun gehaben Sie Sich wohl, mein lieber werther Freund; empfehlen Sie mich Ihrer verehrten Gattin auf das Verbundenste und bleiben Sie freundlich zugethan Ihrem
treu ergebensten
F.W. Jähns.

Editorial

Summary

dankt für die Mitteilung bezüglich des Oberon; die von Fürstenau gewünschten Abschriften warten auf den Kopisten; alle Weber-Autographen aus Familienbesitz befinden sich derzeit bei Jähns (nicht bei Max Maria von Weber); Bitte um Material zu Diana von Poitiers

Incipit

Besten Dank für Ihren gütigen Brief

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr.Dresd.h47, Nr. 5

    Physical Description

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

    Corresponding sources

    • Ortrun Landmann, Eveline Bartlitz, Frank Ziegler, Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelm Jähns – Moritz Fürstenau. Eine Auswahl von Briefen und Mitteilungen der Jahre 1863–1885, in: Weber-Studien, Bd. 3, S. 109. (Nr. 8)

Text Constitution

  • “da”crossed out
  • “Frühling”added below
  • “u.”added in the margin
  • “am”crossed out
  • “im”added above
  • “Noth”added above
  • “Ludwig Robert”sic!
  • “als”added above
  • “in Pragadded above

Commentary

  • “… beschäftigter Schreiber es übernehmen kann”Die Kopien der von Fürstenau bestellten Werke in D-Dl stammen vom Jähns-Kopisten II; vgl. den Kommentar zum Fürstenau-Brief von Ende Oktober 186.

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