Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Mittwoch, 7. November 1821

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Verehrtester Freund,

Am 2ten d. dem Vorabend von der Kaiserin Namenstag wurde der Freischütze zum Erstenmahle gegeben und am folgenden Tag so wie gestern wiederholt. Gleich nach der Ouvertüre erschallte der lauteste Beifall, die Chöre gefielen mehr als die einzelnen Gesangstücke, unter denen die Bravour Arie der Agathe im 2ten Aufzug am meisten ausgezeichnet wurde; der Jägerchor im 3ten Aufzug mußte wiederholt werden. Die Ausführung war unter Weigels Direction sehr gut. Den Gang der Handlung hätte man hier und da etwas rascher gewünscht, was aber vielleicht auf Rechnung mehrerer Veränderungen fällt, die man mit dem Text gemacht hatte. So erscheint im 2ten Aufzug der Teufel nicht, sondern er bleibt immer der Jäger, statt eines Kugelschießens ist ein Bolzenschießen. Da ich das Original nicht kenne, so kann ich über die andern Castrationen keine Auskunft geben. Die Webersche Musik wird sich hier gewis halten, und die gute Aufnahme, die sie gefunden hat, beweist, daß wir noch keine versteinerte Rossinianer sind.

Das Bild macht noch immer ein volles Haus, und es wurde im Burgtheater auch zum Namenstag der Kaiserin aufgeführt.

von dem großen Gefallen an der Schlacht bei Fehrbellin habe ich nichts vernommen, doch ist es wahr, daß die Critiker das Stück als | recht schön anpreisen, ohne jedoch das Publikum zu überzeugen. Das sagte mir vor ein paar Tagen auch Frau v. Pichler, die ganz meiner Meinung ist, daß es dem HauptCharakter an Haltung fehlt.

Der PachtContract des KärnthnerThor-Theaters mit Barbaja ist richtig unterzeichnet, und der Hof zahlt jährlich 140/m fl in Silber. Da der Kaiser Herr eines großen Theils von Italien ist, so ist eine italienische Oper in Wien unstreitig an ihrem Plaz. Wir wollen auch den Patriotismus nicht so weit treiben, um die größere Singbarkeit der italienischen Sprache vor der deutschen zu verkennen. Suum cuique.

[…]

Leben Sie wohl
Ihr
Gr.

Editorial

Summary

Bericht über die erfolgreiche Wiener Erstaufführung von Webers Freischütz. Kommentare zu uraufgeführten Theaterstücken “Das Bild” von Ernst Houwald und die gekürzte Fassung von Kleists “Die Schlacht bei Fehrbellin”. Pachtvertrag mit Barbaja (Kärntnertor-Theater) sei unterzeichnet, hofft, dass es nicht zum Krieg kommt, persönliche Mitteilungen

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit; Irmlind Capelle

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. h 37.4, Bd. 64, Nr. 94

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)

    Corresponding sources

    • Ludwig Schmidt, Zeitgenössische Nachrichten über Carl Maria v. Weber, in: Die Musik. Monatsschrift, hg. von Bernhard Schuster, Jg. 18, 2. Halbjahrsband, Heft 9 (Juni 1926), S. 653–654.

Text Constitution

  • “so wie gesternadded above

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