Korrespondenzbericht aus Dresden, 9. Oktober 1819

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Dresden, 9 Okt. Unsere Residenz war durch die fröhlichsten Ereignisse in der königlichen Familie seit einiger Zeit sehr lebhaft. Die erprobte Treue und Anhänglichkeit jedes Sachsen spricht sich bei solchen Gelegenheiten in der Hauptstadt mit doppelter Lebendigkeit aus. Sonntags am 31. Okt. wurde ein Festspiel im Theater wiederholt, welches im vorigen Jahre fast um dieselbe Zeit zum erstenmale gegeben worden*. Es war unsers Lieblingsdichters, Friedrich Kind, Weinberg an der Elbe, welcher auch schon mit der dazugehörigen Musik von Maria v. Weber und drei Kupfern bei Göschen in Leipzig im Druk erschienen ist. Das in Versen anmuthig gedichtete, und mit kleinen Veränderungen auch anderwärts, wo nur Weinlese statt findet, anwendbare Festspiel bezog sich damals auf die Vermählung der sächsischen Prinzessin Maria Anna mit dem Erbgroßherzog Leopold von Florenz. Doch war die Prinzessin schon nach Florenz abgereist*, als das Stük auf unserer Bühne gegeben wurde. Seit einem Monat war der Erbgroßherzog nebst seiner Gemahlin hier zum Besuch, besah mit dem treflichen Kunstkenner und Herausgeber der Gallerie di Firenze, dem Ritter Montalvi*, unsere Gemälde- und Kunstsammlungen, bereiste die Freiberger Bergwerke und Bergakademie, und zeigte überall eine Theilnahme und Wißbegierde, die eines Florentinischen Fürsten so würdig ist. Da schien die in diesem Festspiel geistreich ausgesprochene Huldigung sehr an ihrem Orte, und der besonders dazu gedichtete Prolog, den eine junge Schauspielerin als Winzermädchen gar lieblich aussprach, bezeichnete in Gegenwart der geliebten Erberzherzogin die erneuerte Weihe. Die im Drama selbst vorkommenden Anspielungen auf eine gesegnete Weinlese wurden um so fröhlicher aufgenommen, als unsre disjährige Weinerndte in der Wirklichkeit zu den besten und ergiebigsten gehört, und mit 1811 völlig gleich steht. Da war das am Ende nach einer altgriechischen Vase durch lebende Figuren gestellte Tableau eines Bachanals ganz an seiner Stelle, und gefiel auch dismal mit seinen zwei Kompagnons durch den anmuthigen Eindruk, den die Wiederbelebung dieser antiken Monochromen hervorbrachte. Man sollte sie auch auf andern Theatern versuchen. […]

Editorial

General Remark

Autorenzuweisung nach dem Beiträger-Register der Allgemeinen Zeitung, hg. von Bernhard Fischer, München 2003 (lt. hs. Randnotiz im Cottaschen Redaktionsexemplar)

Creation

Responsibilities

Übertragung
Ziegler, Frank

Tradition

  • Text Source: Allgemeine Zeitung, Jg. 22, Nr. 289 (16. Oktober 1819), pp. 1155f.

Text Constitution

Commentary

  • 31recte “3”.
  • “… Zeit zum erstenmale gegeben worden”In Wahrheit fand die Uraufführung am 15. November 1817, also zwei Jahre zuvor, statt.
  • “… Prinzessin schon nach Florenz abgereist”Am 30. Oktober 1817; vgl. Allgemeine Zeitung, 1817, Nr. 310 (6. November), S. 1240 [recte 1239].
  • “… Firenze , dem Ritter Montalvi”Antonio Montalvi, eigentlich Antonio Ramirez di Montalvo (1766–1856), ab 1819 Sotto Direttore, später (1828–1849) Direttore der Galleria degli Uffizi in Florenz.

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