Korrespondenzbericht aus Dresden, 30. März 1823
Dresden, 30 März. Lange war unsre Residenz nicht so voll mannichfaltiger und froher Erwartungen, als jetzt, wo uns der Besuch II. Majestäten des Königs und der Königin von Baiern mit Ihren vier Prinzessinnen, als eine dreifach willkommene Frühlings-Erscheinung angekündigt ist. […] Dem Wunsch der erhabenen Gäste gemäß ist Alles auf häusliches, trauliches Beisammensein, nicht auf glänzende Courtage und Prunkfeste berechnet. Man spricht von 5 bis 6 Hofbällen und einigen musikalischen Akademien, die angeordnet werden könnten, und die königliche Kapelle wird unter den zwei berühmten Kapellmeistern Maria v. Weber und Mor¦lacchi ihre alte Virtuosität dabei aufs Neue zu entwikeln Gelegenheit haben. Zwei neue Sänger, ein Tenor und Alt, sind neuerlich aus Italien angekommen, so wie zwei neue Sängerinnen für die italienischen‡ Oper engagirt worden. Zwei neue Opern von Rossini werden einstudiert*. Auch das deutsche Schauspiel rüstet allerlei, um die Zufriedenheit der hohen Gäste zu erringen. Die von der Natur wohlbegabte Sängerin Minna Schröder, aus Wien, die für die deutsche Oper engagirt wurde, wird uns zuerst in Beethoven’s Fidelio erscheinen*, Schiller’s Wilhelm Tell wurde noch vor dem Schluß der Bühne vor Ostern neu besetzt* und einstudiert, auch durch die Reize mehrerer neuer Dekorationen gehoben und vortrefflich gespielt*. Unser Tell dürfte sich wohl selbst mit dem gepriesenen Eßlair messen, dessen Gastspiel wir hier entgegen sehn*. […]
Editorial
General Remark
Autorenzuweisung nach dem Beiträger-Register der Allgemeinen Zeitung, hg. von Bernhard Fischer, München 2003 (lt. hs. Randnotiz im Cottaschen Redaktionsexemplar)
Creation
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Responsibilities
- Übertragung
- Ziegler, Frank
Tradition
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Text Source: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 26, Nr. 54 (8. April 1823), pp. 214
Text Constitution
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“italienischen”sic!
Commentary
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“… Opern von Rossini werden einstudiert”In Dresden folgte lediglich am 12. April 1823 die Erstaufführung von Ricciardo e Zoraide.
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“… zuerst in Beethoven’s Fidelio erscheinen”Premiere (und Debüt) am 29. April 1823.
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“… Bühne vor Ostern neu besetzt”Besetzung laut Tagebuch der deutschen Bühnen (1823, S. 104): R. F. Julius (Geßler), F. A. Werdy (Attinghausen), G. W. Wilhelmi (Rudenz), L. F. Pauli (Stauffacher), A. D. Schirmer (Reding), F. Burmeister (Walther Fürst), F. Hellwig (Tell), A. Sommerfeld (Rösselmann), G. Bergmann (Kuoni), K. Keller (Ruodi), F. Miller (Jenni), Dem. Hanf (Seppi), C. Devrient (Melchthal), C. E. Geiling (Baumgarten), C. Gärtner (Winkelried), C. G. Risse (Sarnen), M. von der Klogen (Bertha von Bruneck), F. Werdy (Gertrud), F. Schirmer (Hedwig), M. Bösenberg (Walther), August Drewitz (Wilhelm), H. Bergmann (Armgard), F. Kanow (Parricida), J. G. Häcker (Rudolph der Harras), F. F. Burmeister (Frießhardt), J. A. Künzel (Stüssi, Meister Steinmetz), A. von Böhme (Landenbergischer Reiter) und C. T. Geiling (Frohnvogt).
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“… Dekorationen gehoben und vortrefflich gespielt”Neueinstudierungs-Premiere am 13. März 1823.