## Title: Korrespondenzbericht aus Dresden, 20. Februar 1819 ## Author: Carl August Böttiger ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032438 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Dresden, 20 Febr. […] […] Auch das Schauspiel gewährt fortdauernd eine sehr willkommene und geistreiche Unterhaltung. Die italienische Oper, die durch den Tenor Cantu aus Mailand einen wünschenswerthen Zuwachs erhielt, ergözte alle Musikfreunde durch die fast überreich instrumentirte Gazza ladra des unerschöpflichen Rossini. Kapellmeister Maria v. Weber gab uns Mozart’s nie alternde Zauberflöte und den ergözenden Cendrillon mit viel Präcision, und bringt man in Anschlag, daß die deutsche Oper hier erst seit zwei Jahren erschaffen wurde, mit ungemein richtiger Anwendung der vorhandenen Kräfte. Lange erwartet und vorbereitet traten endlich Schiller’s herrlichste, kräftigste Schöpfungen, die Piccolominis und Wallensteins Tod mit ganz unveränderter Scenerei, und fast gar nicht verkürzt, in zwei Abenden nacheinander auf unsere musterhafte deutsche Bühne zur Anschauung. Hätte auch Wallenstein viel kräftiger und fantastisch-poetischer in der Intention des Dichters, Max Piccolomini zarter und gewinnender gespielt werden können, so wurden doch die Thekla von der unübertroffenen Schirmer, der ehrsüchtig-beschränkte Butler von Werdy und so alle übrigen Rollen zu einem genußreichen Ganzen verschmolzen. Es scheint dem König voller Ernst zu seyn, die deutsche Bühne zu einem hohen Flor gebracht zu | sehn, und in dieser Intention allein ertheilte er – was niemand erwarten konnte – dem Schauspieler und Regisseur Helwig nicht nur ein lebenslängliches Engagement mit dem größten Gehalt, sondern auch sehr bedeutende Pensionszusicherungen für ihn und seine Frau, die keine Schauspielerin ist. Man ist also berechtigt von einem so begünstigten das Außerordentliche zu erwarten. […] Der alte Liederkreis besteht unverändert, und vaterländische Poesie feiert selbst in den obern Regionen ihre Weihe. […]