Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 10. bis 15. Februar 1818
Am 10. Februar. Theatersucht, Lustspiel in drei Akten, von Karl Schall.
Das Stück erhielt und verdiente auf mehrern Bühnen den Beifall, dessen eine Posse mit so mancherlei zeitgemäßen Anspielungen, gut dargestellt, sich stets zu erfreuen haben wird. Es wird auf unsrer Bühne besonders durch das vereinte Talent der zwei hochgeachteten Künstlerinnen, Mad. Hartwig und Mad. Schirmer, stets unterhaltend gefunden werden und gefiel auch dießmal, wenn auch die strengere Kritik hie und da ein Ueberschreiten des Maßes auf der einen, ein Zurückbleiben und Verspäten aus Mangel des Gedächtnisses oder der Umgebungen zu bemerken gefunden hätte. Mad. Hartwig gab uns als vielgestaltende, in Jamben tragisch einherschreitende Hofräthin Cothurno ein höchstergötzliches Potpourri tragischer und komischer Anklänge und parodierte bald als Johanna, bald als Medea mir der ihr eignen Gewandheit und Lebhaftigkeit den falschen Pathos, der leider nur zu oft für Melpomenen’s höchste Weihe gilt. In der Scene, wo sie ihre Kunst als Attitüdenschöpferin zu verherrlichen sucht, gelang ihr die uns so einheimisch ansprechende Magdalene nach Coreggio, die Caryatide und Sphinx ganz vorzüglich. Nur eine wahre Meisterin kann mit so schnellen Uebergängen so Mannigfaltiges gestalten und doch dabei den Zweck, durch eine gewisse Uebertreibung den Spott in diesem Ernst hervorblicken zu lassen, stets im Auge behalten. Ihr gegenüber spielte Mad. Schirmer als Hannchen Fröhlich, die kleinstädtische Verlegenheit und eckige Unbeholfenheit da, wo sie die Maske der kindisch-gutmüthigen Albernheit vorzunehmen hat, abwechselnd mit der feinsten, sich auch in jeder Bewegung abspiegelnden Bildung in traulichem Zwiegespräch mit ihrem wahren Liebhaber, (den Herr Kanow recht feurig gab,) mit der ihr eignen großen Fertigkeit im Geberdenwechsel gleichfalls so behaglich, als möglich. Die Scene, wo sie zur Galatee ausstaffirt wird, und auf einmal hundert Spitzen und Ecken hervorzuheben scheint, und die drollige Art, wie sie den Sprüchwörterschatz auskramt, mögen als Beweise angeführt werden. – Auch die Herren Burmeister und Wilhelmi erprobten ¦ als Schnäberle und Keck ihr ächtkomisches Talent. Nur der Schlußscene fehlte es aus allerlei Gründen an Raschheit und vollkommener Rundung.
Böttiger.Am 11. Februar Fuorusciti. (Die Wegelagerer). Komische Oper in zwei Akten. Musik von F. Pär.
Am 12. Februar. Die Waise und der Mörder.
Am 14. Februar. L’inganno felice und Adelina.
Am 15. Februar. König Yngurd. Wegen fortdauernder Unpäßlichkeit von Dem. Christ ward die Rolle der Irma, durch Mad. Werdy dargestellt.
Editorial
Authors
- Carl August Böttiger
- Anonymus
Summary
Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 10. bis 25. Februar 1818, dabei besonders über “Theatersucht” von Karl Schall.
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Albrecht, Christoph; Fukerider, Andreas
Tradition
-
Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 2, Nr. 49 (27. Februar 1818), f 2v