## Title: Korrespondenz-Nachrichten aus Hannover Anfang 1825 ## Author: Clarus von der Feuerlilie ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032629 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Aus Hannover.(Fortsetzung von No. 69.) Das neue Jahr introducierte sich auf der Bühne durch einen Prolog, dessen Verfasser sich nicht genannt hatte. Die Wohlthätigkeit der Hannoveraner gegen die durch Fluth und Flamme an den Bettelrand gebrachten Mitbürger machte das Hauptthema aus, und Kaßianer sprach die Werke mit Kraft und Ausdruck. Dann folgte der Freischütz, und lockte der Zuschauer noch immer so viele heran, daß Hunderte abgewiesen werden mußten. Warum der Samiel den Casper und Max heute in der Wolfsschlucht nicht sofort holte, blieb Räthsel, denn Beide weilten nicht in dem schützenden Kreise. Es war ein dummer Teufel, denn erstens hätte er so zwei braten verschmausen dürfen, und zweitens hätte seine Schadenfreude sich daran lezzen können, ein gefülltes Schauspielhaus um den letzten Akt zu prellen. Uebrigens muß, wenn ich den Dichter verstand, nach Samiels Erscheinung der Vorhang sofort niedergelassen werden, wenn auch die Musik alsdann noch einige Minuten nachklingt. Die todte Greifgestalt des Dämons und das Wälzen und die Verzerrungen Caspers bleiben unnatürlich und stören den Effekt. – […] Die schwere Panzerkleidung des Hrn. Hillebrand als Lysiar in der Euryanthe fiel auf bei einem galanten Hoffeste, wo sein Gegner als Minnesänger figurirt; als Geleitsmann der Dame hätte späterhin das Kostüm besser gepasst; aber anstößiger noch fand man, daß Einer der Ritter ohne Handschuh tanzte; der Hofmarschall Königs Ludwig muß krank zuhause gelegen haben, da solcher Verstoß gegen die Etikette ungerügt geduldet ward. Boucher und Demois. Langschwadt sind den Spielpartien dieser Romanze nicht gewachsen, wenn man den Fleiß in ihrer Operleistung auch anerkennen muß. Im Orchester brillirte Benekens Violoncello ganz besonders. – Preciosa lockt das Publikum durch neue Einrichtungen. Sehr nett macht sich der Zigeunerzug, wo die Heldin des Stücks auf einem stattlichen arabischen Schimmel des königlichen Maxstalls paradiert, und Mad. Artour saß recht keck droben auf der Purpurdecke. Origineller noch machte sich die Zigeunermutter, die wackere Mad. Huber, auf dem raben schwarzen Maulthiere, das mit Sack und Pack und Kindern beladen war; doch hätten die Führer der Thiere wohl Zigeunertracht tragen müssen; Reitknechte in der Bande liegen außer der Gränze der Wahrscheinlichkeit. (Der Beschluß folgt.)