## Title: Zur Besetzungsstärke ausgewählter Orchester im deutschsprachigen Raum zur Weber-Zeit ## Author: Frank Ziegler ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A090108 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Periodisch erreichen die Weber-Gesamtausgabe Anfragen zur Orchesterstärke bei bestimmten Aufführungen Weber’scher Werke. In dem Bestreben, dem Originalklang möglichst nahe zu kommen, rücken auch solche Fragestellungen zur Besetzung in den Fokus, allerdings ist die Quellenbasis dafür eher dünn; recht selten sind Beispiele wie die Beschreibung von Stärke inklusive Sitzordnung des Pariser Orchesters, wie sie die Allgemeine musikalische Zeitung von 1810 darbietet. Zwar gibt es in den Staatshandbüchern bzw. kommunalen Adressbüchern, Theater-Almanachen sowie Zeitschriften immer wieder Übersichten über Orchester-Planstellen, doch damit ist nicht automatisch eine Aussage zur tatsächlichen Zahl der Musiker bei den Aufführungen möglich, denn in voller Besetzung dürften gerade die größeren Orchester wie die Hofkapellen bestenfalls in seltenen Ausnahmefällen (möglicherweise bei höfischen Feierlichkeiten oder Fest- bzw. sogenannten „Monstre-Aufführungen“) gespielt haben. Üblich war, dass die Dienste in den großen Orchestern – wie auch heute noch – routierten, und besonders in der Schauspielmusik sind in der Regel stark reduzierte Besetzungen anzunehmen. Andererseits gehörten manche seltener gebrauchten Instrumente (gerade bei den Blechbläsern oder dem Schlagwerk sowie Zusatzinstrumente wie Gitarre und selbst Harfe) nicht überall zum Grundbestand der Kapellen. Letztere konnte im Notfall durch ein Tasteninstrument ersetzt werden, Bläser und Schlagwerk dagegen wurden häufiger mit zusätzlich engagierten Musikern besetzt, die oftmals aus der Militärmusik kamen. Trompeter und Pauker gehörten an den Höfen vielerorts (etwa in München und Gotha) nominell nicht zur Hofkapelle, sondern zu den Hoftrompetern. Auch wenn solche Planstellen-Verzeichnisse demnach keineswegs als „Besetzungslisten“ zu einzelnen Aufführungen missverstanden werden dürfen, liefern sie doch Anhaltspunkte für weitergehende Überlegungen zur Besetzung. Daher sei nachfolgend auf einige ausgewählte Quellen verwiesen. Für Webers Breslauer Jahre 1804 bis 1806 liegen kaum belastbare Informationen vor; laut Stabenow wurde in dieser Zeit die Zahl der festangestellten Musiker am dortigen Theater angeblich von 15 auf 18 erhöht, allerdings scheint der Autor dabei lediglich die für 1799 (15) bzw. 1811 (18) bezeugten Zahlen zugrunde gelegt zu haben. Die eigentliche Personalentwicklung unter Weber als Musikdirektor ist kaum genauer zu fassen, immerhin wird bereits im November 1804 die „Verbeßerung des Orchesters durch Verstärkung mit brauchbaren Musikern und durch mehrere Verpflichtung der bereits angestellten mittelst Erhöhung ihrer Gagen“ betont. Trotzdem ist von einer nach heutigen Maßstäben fast kammermusikalischen Besetzung auszugehen, wobei generell immer auch die wesentlich geringere Raumgröße vieler älterer Theater oder Konzertstätten zu bedenken ist. Für die württembergischen Jahre 1807 bis 1810, in denen Weber nur außerdienstlich mit dem Hoftheater und der Hofkapelle in Stuttgart in Verbindung stand (etwa bei der Komposition der Turandot-Schauspielmusik), überliefert u. a. Ifflands Almanach fürs Theater bezüglich der Orchesterstärke in den Jgg. 1808 bis 1811 folgende Zahlen: 1808 (Stand 1807): 8 erste Vl., 8 zweite Vl. (einer davon auch Hf.), 4 Vle., 2 Vc., 2 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 2 Cor., 5[!] Tr., 1 Timp. 1809 (Stand 1808): 7 erste Vl., 7 zweite Vl. (einer davon auch Hf.), 3 Vle., 2 Vc., 3 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 3 Cor., 2 Tr., 1 Timp. 1811 (Stand 1810): 2 Konzertmeister, 15 weitere Vl. (einer davon auch Hf.), 3 Vle., 2 Vc., 3 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 3 Fg., 2 Cor., 2 Tr., 1 Timp. Etwas kleiner dürfte das Orchester in Frankfurt/Main gewesen sein, mit dem Weber 1810 seine Silvana zur Uraufführung brachte. Im Tagebuch der deutschen Bühnen wird das Personal erst für das Jahr 1824 (S. 169) aufgelistet: 1 Konzertmeister, 8 weitere erste Vl., 5 zweite Vl., 4 Vle., 3 Vc., 3 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 4 Cor. (davon 2 auch Tbn.), 2 Tr., 1 Tbn., 1 Timp. Diese Zahlen harmonieren durchaus in etwa mit dem handschriftlichen Stimmenmaterial der Oper von 1810, das je 3 Pulte Vl. 1 und 2, je 2 Pulte Vle. und Cb. (also vermutlich maximal 6/6/4/4) sowie die Bläser (2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 4 Cor., 2 Tr., 1 Tbn.) und Timp. vorsieht. Im Taschenbuch für Schauspieler und Schauspielfreunde wird der Orchesterbestand 1816 (S. 167) und 1817 (S. 534) allerdings etwas geringer mit 34 Personen, 1823 (S. 424) mit 39 Mitgliedern angegeben. Während seiner Reisejahre verbrachte Weber 1811 mehrere Monate in München, wo etliche seiner Werke aufgeführt wurden, u. a. kam dort der Abu Hassan zur Uraufführung. Das Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Baiern weist für die dortige Instrumental-Musik u. a. folgende Besetzung nach: 1812: 1 Konzertmeister, 19 Vl. (+ 6 Accessisten), 7 Vle., 5 Vc., 4 Cb. (+ 1 Accessist), 6 Fl. (+ 1 Accessist), 6 Ob., 5 Cl. (+ 1 Accessist), 4 Fg., 6 Cor. (+ 4 Accessisten), 1 Tbn. 1813: 1 Konzertmeister, 23 Vl. (+ 4 Accessisten), 7 Vle., 4 Vc., 4 Cb. (+ 1 Accessist), 6 Fl. (+ 1 Accessist), 6 Ob., 5 Cl. (+ 1 Accessist), 4 Fg. (+ 1 Accessist), 6 Cor. (+ 4 Accessisten), 1 Tbn. Das Leipziger Orchester der Gewandhaus-Konzerte, mit dem Weber ab 1812 mehrfach musizierte, wird in der Allgemeinen musikalischen Zeitung von 1813 (Sp. 454f.) wie folgt beschrieben: 7 erste Vl., 7 zweite Vl., 4 Vle., 3 Vc., 3 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 2 Cor., 2 Tr., 1 Timp., 3 Tbn. Es dürfte zu den personell am besten ausgestatteten städtischen Orchestern in Deutschland in jener Zeit gehört haben. Diese ca. 40 Planstellen des Konzertorchesters sind (mit kleineren Abweichungen) auch für 1815 dokumentiert. Bei Theatervorstellungen spielte man allerdings in kleinerer Besetzung: Im Tagebuch der deutschen Bühnen 1817 (S. 315) wird die Orchesterstärke mit 27 Musikern, 1824 (S. 33) mit 31 Musikern angegeben. Der Flötist Grenser hielt die Theater-Besetzung 1817 und 1820 wie folgt fest: 4 erste Vl., 4 zweite Vl., 2 Vle., 2 Vc., 2 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 2 Cor., 2 Tr., 1 Timp. (Tbn. und weitere Instrumente spielten die Gesellen oder Gehilfen des Stadtmusikus), 1822 und 1824 kamen mehrere Vl. und eine Tbn. hinzu, 1825 sind bezeugt: 6 erste Vl., 6 zweite Vl., 2 Vle., 3 Vc., 2 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 2 Cor., 2 Tr., 1 Timp., 1 Tbn. Längere Zeit hielt sich Weber 1812 in Gotha auf, wo er mehrfach mit der Hofkapelle auftrat, die u. a. mehrere seiner Konzerte aufführte und das zweite Klavierkonzert erstmals vollständig zu Gehör brachte. Im Herzoglich-Sachsen-Gotha- und Altenburgischen Hof- und Adreß-Calender für 1812 ist die Kapelle mit folgender Besetzung festgehalten: 2 Konzertmeister, 5 weitere Vl., 1 Vle., 1 Vc., 1 Cb., 3 Fl., 1 Ob., 1 Fg., 3 Cor. (davon 2 emer.); die fehlenden Bläser dürften sich aus den Hof-Hautboisten (8 + 1 Expectant) sowie den Hoftrompetern und Paukern (5 Tr., 1 Timp.) rekrutiert haben; ab dem Rechnungsjahr 1805/06 waren alle Hof-Hautboisten zur Mitwirkung in der Hofkapelle verpflichtet und erhielten entsprechende Gehaltszulagen. Im Jg. 1813 des Hofkalenders ist der Bestand nur unwesentlich verändert: 1 Konzertmeister (Spohr hatte Gotha verlassen), 5 weitere Vl., 1 Vle., 1 Vc., 1 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 1 Fg., 3 Cor. (davon 2 emer.), dazu dieselbe Zahl an Hof-Hautboisten sowie Hoftrompetern und Paukern. Das Orchester des Prager Ständetheaters scheint während Webers dortiger Amtszeit als Opernchef 1813 bis 1816 eine recht stabile Personalausstattung gehabt zu haben. Der Prager Theater-Almanach auf das Jahr 1808 nennt 4 erste Vl., 4 zweite Vl., 2 Vle., 2 Vc., 2 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 2 Cor., 2 Tr., 1 Timp. („Bei mehrern Fällen wird das Orchester mit Extra-Musikern verstärkt.“); Webers Notizen-Buch dokumentiert den hinsichtlich der Besetzungszahlen identischen Stand für 1816 und gibt genauere Anweisungen zu Zusatzmusikern (Harfe, Tbn., zusätzliche Cor.), allerdings beziffert Lemberts Taschenbuch für Schauspiel und Schauspielfreunde auf das Jahr 1817 (möglicherweise auf Vorgaben Webers fußend) die Zahl der 1816 angestellten Orchestermusiker auf 36. Sehr gut bezeugt sind Planstellen der Hofkapelle in Dresden, Webers letztem Wirkungsort von 1817 bis 1826. Neben dem Staatskalender (Königlich Sächsischer Hof- Civil- und MilitärStaat) vermittelt vor allem Carl August Kornmanns Tage-Buch des Königl. Sächs. Hoftheaters einen Überblick über die Personalentwicklung (neben den Planstellen-Inhabern werden zusätzlich Nachrücker – „Zur Kapelle werden mit zugezogen …“, noch ohne Instrumentenangabe – benannt). Die Angaben in den Staatskalendern und den Theater-Tagebüchern sind für die identischen Jahre nicht immer deckungsgleich (möglicherweise aufgrund unterschiedlicher Stichtage der Erstellung); nachfolgend werden die Zahlen nach Kornmann aufgelistet: Jg. 1818 (Stand 1816/17): 21 Vl., 5 Vle., 6 Vc., 4 Cb., 4 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 5 Fg., 6 Cor., 2 Tr. Jg. 1819 (Stand 1818): 19 Vl., 4 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 5 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 5 Fg., 6 Cor., 2 Tr., 1 Timp. Jg. 1820 (Stand 1819): 20 Vl., 4 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 5 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 5 Fg., 6 Cor., 2 Tr., 1 Timp. Jg. 1821 (Stand 1820): 21 Vl., 5 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 5 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 5 Jg., 6 Cor., 2 Tr., 1 Timp. Jg. 1822 (Stand 1821): 21 Vl., 5 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 5 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 5 Fg., 6 Cor., 2 Tr., 1 Timp. Jg. 1823 (Stand 1822): 20 Vl., 4 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 3 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 4 Fg., 6 Cor., 1 Tr., 1 Timp. Jg. 1824 (Stand 1823): 21 Vl., 5 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 3 Fl., 7 Ob., 5 Cl., 6 Fg., 7 Cor., 2 Tr., 1 Timp. Jg. 1825 (Stand 1824): 20 Vl., 4 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 5 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 5 Fg., 7 Cor., 2 Tr., 1 Timp. Jg. 1826 (Stand 1825): 20 Vl., 5 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 6 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 5 Fg., 7 Cor., 2 Tr., 1 Timp. Jg. 1827 (Stand 1826): 20 Vl., 5 Vle., 5 Vc., 5 Cb., 5 Fl., 5 Ob., 6 Cl., 5 Fg., 7 Cor., 4 Tr., 2 Timp. Die personelle Stärke der Berliner Hofkapelle ist u. a. durch die Hof- und Staatshandbücher (Handbuch über den Königl. Preussischen Hof und Staat) nachgewiesen; da die Bände jeweils „für das Jahr …“ benannt sind, dürften sie (wie auch Adressbücher oder Theater-Almanache) in der Regel den Bestand an Musikern zum Ende des vorhergehenden Jahres dokumentieren, wobei bezüglich Weber besonders das Freischütz- und Preciosa-Uraufführungsjahr 1821 von Interesse sein dürfte: 1818: 2 Konzertmeister, 9 weitere erste Vl., 10 zweite Vl., 7 Vle., 9 Vc., 5 Cb., 4 Fl., 6 Ob., 5 Cl., 5 Fg., 8 Cor., 1 Harfe, 2 Klappenflügelhörner, 2 Tbn., 3 Tr., 1 Timp. 1821: 2 Konzertmeister, 11 weitere erste Vl., 11 zweite Vl., 7 Vle., 9 Vc., 5 Cb., 4 Fl., 6 Ob., 5 Cl., 5 Fg., 7 Cor., 1 Harfe, 2 Klappenflügelhörner, 2 Tbn., 2 Tr., 1 Timp. 1824: 3 Konzertmeister, 9 weitere erste Vl., 14 zweite Vl., 9 Vle., 10 Vc., 7 Cb., 5 Fl., 5 Ob., 6 Cl., 6 Fg., 8 Cor., 1 Harfe, 2 Klappenflügelhörner, 2 Tbn., 3 Tr., 1 Timp. Einen Hinweis auf den noch geringeren Personalbestand des Jahres 1812, in dem Weber erstmals nach Berlin kam, um seine Silvana zur Aufführung zu bringen, liefert Ifflands Almanach fürs Theater 1812, der allerdings eher die Zahlen von Ende 1811 dokumentiert (S. 250f.): 20 Vl., 4 Vle., 10 Vc., 3 Cb., 4 Fl., 4 Ob., 4 Cl., 4 Fg., 7 Cor. Interessant ist hier wiederum der Vergleich zu kleineren Bühnen, so sind etwa (abgesehen von den Kapellmeistern / Musikdirektoren) für das Breslauer Theater (S. 274) nur 18 fest engagierte Musiker bezeugt, die „bei großen Opern durch besonders bezahlte vermehrt werden“, für Brünn (S. 279) 30 und für Mannheim (S. 305f.) 27 Musiker. Das Theater an der Wien in Wien (S. 357f.) verfügte hingegen über 6 erste Vl., 6 zweite Vl., 4 Vle., 3 Vc., 3 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 2 Cor., 2 Tr., 2 Tbn., 1 Timp. Die Stuttgarter Hofkapelle (S. 365f.) ist dort mit 2 Konzertmeistern, 1 Orchesterdirektor, 13 weiteren Vl. (einer davon auch Hf.), 4 Vle., 2 Vc., 3 Cb., 3 Fl., 3 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 4 Cor., 2 Tr., 1 Timp. nachgewiesen, wobei zusätzlich „noch 6 Mitglieder der Königl. Jagd-Musik Dienste bei der Kapelle“ zu leisten hatten. Das Hamburger Theater verfügte demnach über 4 Vl., 1 Vle., 1 Vc., 2 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 2 Cor., zudem waren „noch sieben sogenannte Rathsmusici verpflichtet, bei jeder Vorstellung die Instrumente zu verstärken“. 1823 brachte Weber seine Euryanthe im Wiener Kärntnertor-Theater zur Uraufführung. Das dortige Orchester beschreibt Anton Ziegler in seinem Adressen-Buch von Tonkünstlern … in Wien wie folgt: 12 Vl., 4 Vle., 4 Vc., 4 Cb., 3 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 4 Cor., 3 Tr., 3 Tbn., 1 Timp., 1 Hf. – aus heutiger Sicht eine überraschend kleine Besetzung (trotzdem von Zeitgenossen durchaus als ‚starke Orchestermassen‘ empfunden), aber doch weit größer als die sonstigen dort nachgewiesenen Wiener Klangkörper, vor allem aber größer als die für Dresden nachgewiesene Besetzung derselben Oper (s. u.). Eine besonders interessante Quelle stellen die Tagebücher des Briten George Smart dar, der während seiner Reise über den Kontinent 1825 Besetzungsstärken einzelner Orchester überwiegend während der von ihm besuchten Opernvorstellungen bzw. -proben festhielt. Hinsichtlich der chorischen Streicherbesetzungen finden sich dabei erstaunliche Abweichungen, wobei Köln und Hannover mit einem besonders kleinen, Darmstadt und Berlin mit einem vergleichsweise großen Musikerstab ins Auge fallen: Darmstadt 14. August (Fernand Cortez): 12 erste Vl., 10 zweite Vl., 8 Vle., 10 Vc., 6 Cb., 2 Fl., 2 Ob., 2 Cl., 2 Fg., 4 Cor., 2 Tr., 3 Tbn., 1 Timp. Prag September: 8 Vl., 2 Vle., 2 Vc., 2(?) Cb., Bläser Dresden 28. September (Probe Euryanthe): 5 erste Vl., 5 zweite Vl., 2 Vle., 2 Vc., 2 Cb., je 2 Bläser, 4 Cor., 3 Tbn. Leipzig 8. Oktober (Rübezahl von W. Würfel): 12 Vl., 2 Vle., 2 Vc., 2 Cb., Bläser, 4 Cor. Berlin Oktober: 12 (+ 2) erste Vl., 12 (+ 2) zweite Vl., 10 (+ 2) Vc., 7 Cb., 4 Fl., 5 Ob., 5 Cl., 5 (+ 3) Cor., 3 Tr., 3 Tbn., Timp. („This is the full orchestra but it seldom plays as such except in Spontini’s operas.“) Hannover Oktober: 8 Vl., 2 Vle., 2 Vc., 2 Cb., Bläser Kassel 3. Oktober (Der Berggeist): 16 Vl., 4 Vle., 4 Vc., 4 Cb., doppelte Bläser Köln 16. November (Joseph unter Leitung von Edmund von Weber): 8 Vl., 2 Vle., 2 Vc., 2 Cb., Bläser. Soweit einige ausgewählte Beispiele. Eine vergleichende Studie, die überregional den Stellenplänen der Orchester Aufführungsberichte, handschriftliche Aufführungsmaterialien und ähnliche Dokumente gegenüberstellt, liegt bislang nicht vor, klar wird aber, dass hinsichtlich der personellen Mittel zwischen den Hofkapellen in den großen Residenzen, kleineren höfischen Orchestern und erst recht den oft finanziell sehr viel schlechter gestellten städtischen Orchestern bzw. Theaterorchestern unter städtischer Verwaltung große Unterschiede bestanden, ganz zu schweigen von Aufführungen von Wandertruppen in Kleinstädten, in denen der Stadtmusikus mit seinen Gesellen und zusätzlichen Dilettanten bei komplexeren Werken vermutlich kaum eine Ahnung von den musikalischen Vorgaben der Partitur vermitteln konnte. So berichtete Carl Maria von Weber nach seinen Theaterbesuchen in Baden-Baden im Sommer 1810 amüsiert von den „ungefähr drey und einem halben Manne im Orchester“. Aber auch auf diesem Sektor war die Schwankungsbreite recht groß. So sind für die Freischütz-Erstaufführung in Chemnitz 1823 durch die Truppe von Otto Herrmann immerhin 33 Orchestermusiker bezeugt, die teils dem Musikkorps der örtlichen Garnison, teils dem städtischen Musikverein angehörten.