## Title: Aufführungsbesprechung Berlin: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber am 18. September 1821 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A033282 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Am 18. Sept. Zum zwölftenmale bei überfülltem Hause: Der Freischütz. Die Aufführung war der früheren würdig und wünschen wir keine der Rollen anders besetzt zu sehen. Es scheint uns ein gerundetes, vollkommen abgeschlossenes Kunstwerk. Weber’s Musik erschien uns abermals im neuen Glanze und setzt den Componisten in seiner Art unbedenklich in die Parallele mit den bedeutendsten Tonsetzern unserer Tage. Er zeigt uns, was romantische Musik heißt und was dieselbe – mit weniger Mitteln, versteht sich, dennoch zu wirken vermag. Das Orchester, unter Musik-Direktor Schneider’s Aufführung, geht vortrefflich und dürfte hier den beiden namenverwandten Meistern ein billig verdienter Lorbeerkranz überreicht werden; denn wer mag es läugnen, daß unserm verstorbenen Weber allein das Verdienst zukommt, das Orchester so kunstmäßig gebildet zu haben, als es jetzt ist, und daß der Componist Weber den Künstlern unserer Kapelle seine Musik mit so viel tiefer Kunstkenntniß einstudirt, daß ein so schönes Ganze daraus entstehen mußte. Dem wahren Kunstfreunde, dem die moderne Aftermuse noch nicht das Ohr betäubt und übertäubt hat, gewährt solch eine Musik hohen Genuß. Das heißt würdig nach Mozarts, des Unerreichten, Höhe streben, und wie wir auch überzeugt sind, daß bis jetzt noch kein Tonsetzer diesem Heros gleich gekommen, ja daß vielleicht in Jahrhunderten ihm keiner gleichkommen wird, so ist doch das Nacheifern auf der von ihm bezeichneten Bahn schon verdienstlich genug.