## Title: Kurzbericht zur Euryanthe-Erstaufführung in Berlin (23. Dezember 1825) ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A033042 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Königliches Theater.Dem Verdienste seine Kronen!Unser berühmte Landsmann, Carl Maria von Weber, dessen originelle, der Tiefe des Gemüths entquollene Melodien sich den, mit der klarsten Combinationsgabe geordneten Harmonie anschließen, und am Cap, wie in den Tropenlanden, in London und Paris, wie in Deutschland ertönen, – hat in seiner großen, ernsten Oper Euryanthe ein dramatisches Kunstwerk aufgestellt, das seinen Namen verewigen wird, wenn der gefeierte Deutsche Orpheus auch nicht durch seinen, hundertmal gleich gern gehörten „Freischütz“ sich bei der Mit- und Nachwelt dauernden Ruhm gesichert hätte. In Wien freilich, mitten unter welschen Tönen, eignete sich dies ernste, tiefe Werk nicht ganz zur Darstellung. Hier aber, wo Gluck’s, Mozart’s und Spontini’s gediegene Kunstschöpfungen vorzugsweise geschätzt werden, findet auch Weber’s Euryanthe seinen wahren Ehrenplatz, und die Königliche General-Intendantur hat den Berliner Kunstfreunden und zahlreichen Verehrern der Weberschen Muse mit der ersten Aufführung dieser Oper am 23sten d., ein wahres Fest-Geschenk gemacht, das durch die Anwesenheit des Componisten, seine treffliche Leitung und die sorgsamste Darstellung des sehr schwer auszuführenden Kunstwerks erst seine geistige Weihe erhielt. Die ungewöhnlich zahlreiche Versammlung empfing den Spender des geistigen Hochgenusses jubelnd bei seinem Eintritt in das Orchester, begleitete jedes Musikstück, von der Ouvertüre an, mit enthusiastischem Beifall, und ehrte Herrn &c. v. Weber bereits nach dem ersten Akt, wie nach geendeter Vorstellung, durch einstimmiges Her | ausrufen. Auch Madam Seidler und Schulz, wie die Herren Bader und Blume, erhielten und verdienten gleiche Auszeichnung nach der Oper. So krönet den bescheidenen Meister sein Werk, welches öfter gehört seyn will, um näher in eine Analyse desselben einzugehen. Die zweite Aufführung wird zugleich der Abschied des Künstlers von Berlin seyn, um bald an den Ufern der Themse neue Huldigungen durch seine neueste Oper Oberon zu empfangen.