## Title: Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: „Heinrich der Vierte von Frankreich“ von Eduard Gehe am 6. Juni 1818 ## Author: Anonymus ## Version: 4.12.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032686 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Korrespondenz-Nachrichten.#lb#Dresden, am 3. Juli 1818.[…] | […] Am 6. Juni sahen wir im Hoftheater zum Erstenmale: Heinrich der Vierte, König von Frankreich. Trauerspiel in fünf Akten, von Eduard Gehe. Vorm Jahr erschien von demselben ein Trauerspiel, Gustav Adolf, welches gute Hoffnungen gab; sie sind hier zum Theil gerechtfertigt. Der junge Dichter ist sich selbst klarer geworden, die Charaktere treten bestimmter hervor, eine gewisse Frömmeley hat sich verloren; hie und da ist zwar sichtbar auf Theater-Effekt hingearbeitet, jedoch nicht so gehäuft als in jenem, und die Sprache selbst hat sich immermehr von dem Schwulst gereinigt, der in dem ersten Drama ihr noch an vielen Stellen zur Last fiel. Mit Recht hat Böttiger allerdings in der Abend-Zeitung die Wahl des Stoffes zu diesem Stücke selbst getadelt, aber es spricht auf der andern Seite wieder für das Gemüth des jungen Dichters, daß er sich durch den Charakter Heinrichs hingerissen fühlte, und dem Streben nicht widerstehen konnte, ihn recht ritterlich und fürstlich hinzustellen. Das hat er denn auch fast überall gethan, und in der That ist dieß sehr gelungene Seite dieses Werkes. Interessant sind ferner die Personen der Maria, des Ravaillac und der Pasithea, einer Wahrsagerinn, möchten sie auch nicht durchgehend gleich konsequent seyn. Die kleine Episode des Aubigné kann zwar wegbeleiben, gehört aber zur Charakter-Schilderung Heinrichs, und wird überall sehr ansprechen. Am wenigsten hat uns Sully gefallen, der nur besonnen – manchmal etwas breit – spricht, aber wenig handelt, auch wohl zu sehr im Schatten steht. Wir freuen uns der zweyten Aufführung entgegen, die, wir wissen nicht weshalb, bis jetzt verschoben wurde, denn auch die Darstellung war im Ganzen sehr gelungen zu nennen, und dieses Lob gilt besonders den Frauen Werdy, Schubert und Hartwig, und den Männern Hellwig, Werdy, Geyer, Kanow, Julius und Schirmer. Die scenische Anordnung war sehr sorgfältig, und der Krönungszug – den wir freylich lieber weggewünscht hätten – anständig, ohne überladen zu seyn. (Der Beschluß folgt.)