## Title: Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: „Jugendschwänke“ von Wilhelm Vogel, 5. Dezember 1814 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032295 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Theater.[…] Prag. Den 5. Dec.: Jugendschwänke, Lustspiel in 5 Aufzügen von Vogel. – Es scheint, als wollte dieser Schauspieldichter, seit Herr v. Kotzebue in's tragisch-mystische und historische Fach übergegangen ist, uns selben durchaus, sowohl an Form als Zahl ersetzen; leider aber ist er von der Natur weder mit hinlänglicher Erfindungskraft, noch mit dem sprudelnden Witz ausgestattet, der jenem angeboren und das Salz des Conversationstones ist, und er ist auf dem besten Wege, das traurige Schicksal zu haben – daß er seinen Ruhm überlebt. Dieses Lustspiel (welches sich in der That recht sehr bemüht, luftig zu seyn, und nichts dafür kann, wenn das undankbare Publicum gähnt, wo es lachen sollte) erinnert oft – freylich mitunter negativ – an die Komödie der Alten, aber viel öfter positiv an das neuere französische und teutsche Lustspiel. Hier finden sich, wie bey den Römern, ein Paar geprellte Väter, ein leichtsinniger, erfindsamer Jüngling, der seine Plane durchsetzt, man weiß selbst nicht recht wie; der Sykophant und der Sclavenhändler sind ersetzt durch eine aufgeblasene Berichtsperson mit dem Sprichwort: „Das versteht sich!“ und einen habsüchtigen Wirth, mit dem Sprichwort: „Das ist horribel!“ Nur statt des verschmitzten Sclaven dominirt hier ein gewöhnlicher Frontin der französischen Komödie, der mit Hülfe der Soubrette den lustigen Liebhaber und die traurige Liebhaberinn nach seiner Pfeife tanzen läßt, und zuletzt auf seine eigene Faust durch die plumpste List, die noch je in einem Intriguenstück vorkam, das Ende herbeyführt. Allen diesen modern-antiken und antik-modernen Charalteren ist noch der ganz neumodige eines Dümmlings beygefügt, der im Ganzen am besten gezeichnet, dagegen aber am wenigsten auf der Bühne ist. Da es diesem Stücke keineswegs an Handlung, nur der letztern an Werth und Interesse fehlt, so wollen wir den Raum dieses Blattes nicht zu einem Detail des sehr uninteressanten Inhalts verschwenden, und melden nur, daß es, trotz dem braven Spiel der Herren Seewald und Reinecke als die beyden Alten, Herrn Polawsky als Herr v. Tolberg, und Herrn Löwe als Wenzel Hasthorn, nicht gefiel. […]