## Title: Aufführungsbesprechung Königsberg: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber etc. (September 1821 bis September 1822) ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032260 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Königsberg, von Michael 1821 bis September 1822. […] […] Die interessanteste musikalische Neuigkeit des Winters war Kinds und C. Mar. von Webers Freyschütz. Mit Lust und Liebe einstudirt, und von der Direction in Hinsicht auf Garderobe u. s. w. möglichst gut ausgestattet, füllte diese Oper in einem Monate zehnmal, und dann, nach dem Abgange des Hrn. und der Mad. Gossler, (Cuno und Agathe) da Mad. Siemering (geb. Zeis, Schwester der Mad. Weise) gefällig genug war, die Partie der Agathe zu übernehmen und sie zur Zufriedenheit des Publikums durchführte, noch viermal das Haus; auch im Laufe des Sommers, auf den Kreuz- und Querzügen der Gesellschaft von Braunsberg nach Insterburg, schaffte sie noch gute Einnahmen. Hr. La Roche, unser beliebter Komiker, sang den Kasper recht brav und spielte ihn meisterhaft. Hr. Huray der ältere, Sohn, als Max, Hr. Weise als Kilian, und Dem. Agathe Lanz als Aennchen müssen noch rühmlich erwähnt werden. Das Talent und die frische Stimme der letzten verdienen eine sorgfältige Ausbildung. Das Trinklied Kaspers und Aennchens Polacca mussten fast jedesmal wiederholt werden und die treffliche Ouverture wurde fast immer beklatscht, was hier noch nie, ausser ein Paarmal in Concerten, geschehen ist: ja, einmal wurde auch sie zum zweytenmale verlangt: ein Huldigung, die der geniale Componist, und eine Anerkennung, die hiebey unser Orchester verdiente. – Möchte doch Hr. Kapellmeister von W. der deutschen Bühne mehr solche Meisterwerke liefern! Er kann und wird es gewiss, wenn er, ohne auf die Stimmen zu hören, die rechts und links ertönen, der Romantik treu bleibt, zu der sein Genius ihn hinzieht. Ueber die oft besprochene Bearbeitung Kinds erlaubt der Raum dieser Blätter uns nur zu sagen, dass wir sie, mancher Schwächen ungeachtet, ganz zweckmässig finden. […] Concerte. […] […] Am 5ten December, dem Todestage Mozart’s, gab Hr. Sämann ein Concert und darin 1) Phantasie von Mozart (F moll), fürs Orchester arrangirt von Seyfried, wofür letztem kein Musikfreund genugsam danken kann; 2) Mozart’s Misericordias Domini, von Dilettanten im Ganzen gut gesungen (auch ein Stück für Wenige!); 3) Ouverture von Dorn (Fis moll); 5) Scene und Terzett aus dem Freyschütz, bey dem Pianoforte gesungen von Dem. Knorre, Dem. Cartellieri und Hrn. Huray; 6) Trio für Pianoforte, Violon und Violoncell von Münzberger. Warum hören wir den trefflichen Violoncellisten Schlick (Dilettanten) nie in einem Concerte für sein Instrument? 7) Hymne von Rochlitz und C. M. von Weber: In seiner Ordnung schafft etc. ergreifend und genial, und effektreich im hohen Grade, nur, wie der Recensent dieser Composition in diesen Blättern mit Recht bemerkt, hin und her Maass und Ziel überschreitend, für diese Gattung nämlich. – Am 8ten Januar gaben die Herren Hostié und Maurer Concert. Beyde spielten sehr brav ein Doppelconcert für zwey Violinen von Spohr; dann trug Hr. H. ein Concertino für die Klarinette von Braun und Hr. M. Variationen für die Violine von Louis Maurer vor. Die Scene der Agathe aus dem Freyschütz wurde wieder von Dem. Knorre, auch das Duett aus dieser Oper von ihr und Fräulein von Auerswald, und der Jägerchor von Dilettanten gesungen. Auch wurde die Ouverture zu Timoleon von Mehul, und C. M. von Webers Aufforderung zum Tanz, fürs Orchester (in D dur) eingerichtet, executirt. […]