## Title: Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: darunter „Die Räuber“ von Friedrich von Schiller, Mai 1814 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032168 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Prag. – Den 1. May: Die Räuber, Trauerspiel von Schiller. – Herr Mattausch gab den Carl Moor zu seiner ersten Gastrolle. Stets Liebling des Prager Publicums, wurde der langersehnte Landsmann mit der lebhaftesten Freude empfangen, | und belohnte die Äußerungen derselben durch einen genußreichen Abend. Er gab diesen äußerst schwierigen Charakter, den die meisten Schauspieler durch Toben und Wüthen entstellen, mit einer Mäßigung, die ihm erlaubte, bis zu den ergreifendsten Momenten des Stücks zu steigern, ohne über die Gränzen des Schönen hinaus zu schweifen, und wir müssen gestehen, daß uns die Darstellung Carls noch nie in solcher Vollendung erschienen ist. Mad. Löwe als Amalie unterstützte den Gast als denkende Künstlerinn, und gab ihre Rolle diesen Abend noch zarter und schöner als gewöhnlich. Den 4. May: Das Vaterhaus, Schauspiel in 5 Aufzügen von Iffland. – Herr Mattausch spielte den Forstrath mit Einsicht und Würde, und lieferte, verbunden mit Hrn. und Mad. Liebich, als Oberförster und Oberförsterinn – die uns in beyden Theilen des Stückes stets das herrlichste Fest bereiten – und Mad. Löwe (Friederike), Hrn. Wilhelmi (Zeck) und Hrn. Löwe (Hans) ein abgerundetes und in sich vollendetes Ganzes. Den 6. May: Elise von Valberg. Herr Mattausch gab den Fürsten, und Mad. Schröder zum ersten Mahl die Fürstinn, und das edle Paar erfreute eben so sehr durch Anstand und Würde, als das überströmende tiefe Gefühl der Vereinigungsscene alle Herzen ergriff. Was Mad. Liebich als Obersthofmeisterinn, Herr Liebich als Valberg, und Mad. Brunetti als Elise leisten, ist seit Jahren anerkannt. Den 14. May: Macbeth, Trauerspiel nach Shakespeare von Schiller. Herr Mattausch gab den Macbeth, und Mad. Schröder die Lady. Mit Recht kann man sagen, daß diese beyden Künstler ihre Rollen in der höchsten Vollendung dargestellt, einen so ganz durchgeführten Cyclus gegeben haben, daß nur die Kunst selbst ihren Kunstaufwand feyern, unmöglich die Kritik ein Detail liefern kann. Auch begeisterte dieser Abend einen jungen Dichter zu folgender Ode, die bey der zweyten Darstellung (22. May) im Theater ausgeworfen wurde: Dem Sänger Preis vom kräftigen Albion, Der Pfeile sendet, Pfeil’ in das tiefste Herz, Ein Nierenprüfer er, und jedes Busens Geheimstes enthüllt und erregt. Und wem sein Köcher worden, auch ihm sey Preis, Denn seine Töne hallen in jede Brust, Und Riesen, die der Geist in Worte Bannte, erwecket sein mächtiger Aufruf. Hoch über all’ den Gestalten ragt, Hoch wie die Eiche, stämmig ein Held empor, In dem des Guten keimet viel, doch Böses auch, hüllet derselbe Boden. Und Geister, die das Herrlichste neiden ihm, Sie spüren auf mit trüglichen Lockungen Des Bösen Saat in ihm, in Blut auf Schießet sie, zeuget im Blute sich fort. Sein Herz, das nach dem Bösen sich wankend sträubt, Die Gattinn stählt es, sie, das entweibte Weib, Sie, die Verbündete der Höllen, Stachelt auf blutvoller Bahn ihn vorwärts. Und immer vorwärts, bis er den Machtring hat. Er hat’s – doch ist sein Höchstes gesetzt daran – Er hat’s – doch fort und fort und rastlos Stacheln des Bösen Gewalten vorwärts #lb# Ihn, ihren Spielball. Nimmer wird schlafen nun Des Schlafes Mörder, Schrecken gebährt die Nacht, Den Schlaf ihm wegzugeiseln. Wähnt er Mordend zu morden die Furcht, er schafft sich Nur neue – Gutes keimet nicht in böser That: Der Zepter, der ermeutete, er verdorrt, Mit Blut erraffter Purpur bleichet, Throne auf Leichen gebaut – wanken! Angst um so schwer Errungenes treibet dann Zu neuen Gräueln; Gräuel gebäret Gräu’l; So jagt die tolle Wuth sich, bis sie Über dem Ziele hintaumelt sinnlos. Entsetzen sättigt sie an dem bangen Mahl, Wo Rachegeister tafeln, der dumpfen Gruft Entstiegen, und des Mordes Spuren, Klagen der blutigen That, vertilgen Nicht Meeresfluthen. Wasche, ha! wasche nur Den dunklen Flecken – schaudernd erbebt mein Herz. Noch – eingebrannt der Seele glüht er, Rufend zur Rache die dunkeln Mächte. Die Drachenflügel schlagend, entqualmen sie Dem grausen Abgrund, flackernde Geiselloh’ In furchtbaren Händen schwingend, bis denn Stürzet der Raser zum Flammenpfuhle. Verhöhnt von denen, die spornten zur Höhe ihn, Fort auf des Frevels schlüpf’riger, blutiger Bahn – Er stürzt! – und noch in jedem Herzen Hallet die schauerlich große Lehre. So schuf es riesig Albions Riesengeist, Und ihm nach sang sein Bruder den Hörern Teut’s, Doch Ihr – Ihr rieft das Wort zum Leben, Schufet dem Sinne des Geistes Formen. Ihr führet des Großen Bogen, mit sich’rer Hand Die Pfeile sendend, tief in des Hörers Brust Aus seinem Köcher, der in der Menschheit Innerste Gründe uns mächtig anregt. Wie bebt das Herz mir, wenn nach dem Dolche faßt Die Hand, und nächt’ge Schauer umschwirren mich, Wenn’s tönt: „Sie ist gethan die That!“ wenn Von dem Erdolchten der Held zurückstürzt; Es naht die Männinn, die schon entweibet ist Von finstern Mächten, wenn sie dem Manne ruft: „Sey Mann!“ und wenn ob ihr auch flackernd Schwirret die Geisel der Rachegeister. D’rum beut die Mitwelt ehrende Kränze euch, In ihr genießt die Lorbeern des Nachruhms schon; Wenn gleich verraucht die schnelle Schöpfung, Ihr habt gelebt für alle Zeiten! Dem Sänger Preis vom kräftigen Albion, Der Pfeile sendet, Pfeil’ in das tiefste Herz, Ein Nierenprüfer er, und jedes Busens Geheimstes enthüllt und erregt. Und wem sein Köcher worden, auch ihm sey Preis, Denn seine Töne hallen in jede Brust, Und Riesen, die der Geist in Worte Bannte, erwecket sein mächtiger Aufruf. Hoch über all’ den Gestalten ragt, Hoch wie die Eiche, stämmig ein Held empor, In dem des Guten keimet viel, doch Böses auch, hüllet derselbe Boden. Und Geister, die das Herrlichste neiden ihm, Sie spüren auf mit trüglichen Lockungen Des Bösen Saat in ihm, in Blut auf Schießet sie, zeuget im Blute sich fort. Sein Herz, das nach dem Bösen sich wankend sträubt, Die Gattinn stählt es, sie, das entweibte Weib, Sie, die Verbündete der Höllen, Stachelt auf blutvoller Bahn ihn vorwärts. Und immer vorwärts, bis er den Machtring hat. Er hat’s – doch ist sein Höchstes gesetzt daran – Er hat’s – doch fort und fort und rastlos Stacheln des Bösen Gewalten vorwärts #lb# Ihn, ihren Spielball. Nimmer wird schlafen nun Des Schlafes Mörder, Schrecken gebährt die Nacht, Den Schlaf ihm wegzugeiseln. Wähnt er Mordend zu morden die Furcht, er schafft sich Nur neue – Gutes keimet nicht in böser That: Der Zepter, der ermeutete, er verdorrt, Mit Blut erraffter Purpur bleichet, Throne auf Leichen gebaut – wanken! Angst um so schwer Errungenes treibet dann Zu neuen Gräueln; Gräuel gebäret Gräu’l; So jagt die tolle Wuth sich, bis sie Über dem Ziele hintaumelt sinnlos. Entsetzen sättigt sie an dem bangen Mahl, Wo Rachegeister tafeln, der dumpfen Gruft Entstiegen, und des Mordes Spuren, Klagen der blutigen That, vertilgen Nicht Meeresfluthen. Wasche, ha! wasche nur Den dunklen Flecken – schaudernd erbebt mein Herz. Noch – eingebrannt der Seele glüht er, Rufend zur Rache die dunkeln Mächte. Die Drachenflügel schlagend, entqualmen sie Dem grausen Abgrund, flackernde Geiselloh’ In furchtbaren Händen schwingend, bis denn Stürzet der Raser zum Flammenpfuhle. Verhöhnt von denen, die spornten zur Höhe ihn, Fort auf des Frevels schlüpf’riger, blutiger Bahn – Er stürzt! – und noch in jedem Herzen Hallet die schauerlich große Lehre. So schuf es riesig Albions Riesengeist, Und ihm nach sang sein Bruder den Hörern Teut’s, Doch Ihr – Ihr rieft das Wort zum Leben, Schufet dem Sinne des Geistes Formen. Ihr führet des Großen Bogen, mit sich’rer Hand Die Pfeile sendend, tief in des Hörers Brust Aus seinem Köcher, der in der Menschheit Innerste Gründe uns mächtig anregt. Wie bebt das Herz mir, wenn nach dem Dolche faßt Die Hand, und nächt’ge Schauer umschwirren mich, Wenn’s tönt: „Sie ist gethan die That!“ wenn Von dem Erdolchten der Held zurückstürzt; Es naht die Männinn, die schon entweibet ist Von finstern Mächten, wenn sie dem Manne ruft: „Sey Mann!“ und wenn ob ihr auch flackernd Schwirret die Geisel der Rachegeister. D’rum beut die Mitwelt ehrende Kränze euch, In ihr genießt die Lorbeern des Nachruhms schon; Wenn gleich verraucht die schnelle Schöpfung, Ihr habt gelebt für alle Zeiten!