## Title: Aufführungsbesprechung Breslau: „Preciosa“ von Carl Maria von Weber, 1822 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032036 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Breslau, Juny 1822. […]Preciosa, Schauspiel mit Gesang und Tanz, von P. A. Wolf, Musik von Carl Maria von Weber. Bey dem schon mehrfach angedeuteten Geschmack des hiesigen Publicums war eine, auch wirklich erfolgte, günstige Aufnahme dieses in den zahlreich erschienenen Beurtheilungen zu leichten Kaufes davon gekommenen Lust-, Schau- und Trauerspiels vorauszusehen. In der That ist aber auch seit langer Zeit kein Stück vorgeführt worden, welches der mit einem mürrischen Gesicht daherschreitenden Kritik ein freundliches Lächeln abnöthigte. Frau von Holtey war Preciosa. Obgleich dieselbe weder singt noch tanzt, so haben wir diese Mängel über ihrem vortrefflichen, das Romantische der Rolle aufgefaßten Spiel vergessen. Die musterhafte Recitirung der allerliebsten Wolf'schen Verse machten den Wunsch rege, die Künstlerinn als Zuleima in dem hier noch nicht gegebenen Pflicht um Pflicht, von Wolf, zu sehen. Mad. Schmelka erhielt nächst Fr. von Holtey, als Zigeunermutter, die meisten wohlverdienten Beyfallsbezeigungen. Der Schloßvogt Peter ist eine gelungene Nachahmung des vor Zeiten sehr beliebten Dupperichs. Hr. Schmelka entwickelte in dieser Rolle so viel komische Kraft, daß wir der wohlthätigen Erschütterung unsers Zwergfells wegen wünschen, daß eine große Retirade in seinem künstlerischen Wirken noch weit entfernt seyn oder, noch wünschenswerther, niemals eintreten möchte. Hrn. Bünte's Spiel als Zigeunerhauptmann griff recht gut in die, mit Ausnahme des Hrn. Clausius (Alonzo), dessen Leistungen besser seyn könnten, wenn er wollte, brav zusammengehende Darstellung ein; so wie auch die scenische Anordnung und die Ausführung der Zigeunerchöre alles Lob verdienen.