## Title: Aufführungsbesprechung Frankfurt am Main: „Euryanthe“ von Carl Maria von Weber am 3. Oktober 1824 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032004 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sonntag den 3. [Oktober] Euryanthe, Oper in 3 Abthl. von Helmine v. Chezy, Musik von C. M. v. Weber. Je mehr man sich bei öfterem Anhören dieser Oper von ihrer Gediegenheit und charakteristischen Bedeutenheit überzeugt, desto mehr muß man die Armuth an Melodie und das unfaßliche Moduliren übel empfinden, womit sich der Componist bei dieser Oper abgemüht hat. Dieselbe ist voll bedeutender Stellen, welche Kraft und Milde, Sehnsucht und rührendes Entsagen, Himmel und Hölle in wunderbar ergreifenden Tönen geheimnißvoll anklingen und aussprechen, und das Ganze hat ein eignes romantisch-ritterliches Gepräge, dieser schöne Grundton besonders verherrlicht neu den Meister in der Charakteristik. Aber hinwieder findet man des Gesuchten, Ueberladenen, sonderbar Ab- und Ueberspringenden, Klang- und Sanglosen genug, was dieser Oper zum Nachtheil gereicht und ihr nicht mit Unrecht den Unnamen der Langweiligen zuzog, welchen alle Nicht-Wiener und Nicht-Rossinianer wohl cum grano salis, mit Achtung vor dem großen Meister, verstehen werden. Unser Publikum, für die tieferen und ernsteren Schönheiten der Tonkunst vor manchem anderen empfänglich, scheint nach und nach dieser Oper mehr Geschmack abzugewinnen; denn das Haus war heute wieder ziemlich gefüllt. Dem. Schultz, Euryanthe, fand erst gegen das Ende die verdiente Anerkennung für das, was sie bei schwächeren Mitteln als ihre Vorgängerin Beifallswürdiges leistete. Besonders gut trug sie die Cavatina „Glöcklein im Thale“, den Schluß ausgezeichnet brav vor. Schloß sie sich hierin an Mad. Devrient an, so wünschen wir ihr nach gleicher Anleitung mehr Geschmeidigkeit im Spiel und besonders zu Anfang größere Lebendigkeit. Dem. Rotthammer, Eglantinen, gelang es heute nicht, zu der früher bewiesenen Kraft durchzudringen. Hr. Nieser, Adolar, Hr. Dobler, Lysiart und Hr. Größer, König Ludwig, ließen nichts zu wünschen übrig.