## Title: Korrespondenz und Notizen Wien: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031521 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Korrespondenz und Notizen #lb#Aus Wien *)Nicht von dem gewöhnlichen Korrespondenten.#lb#D. Red.a) Theater am Kärnthnerthor.Aufkündigungen ablaufender und angefochtner Verträge, und Abdankung eines großen Theils des trefflichen Chors bezeichneten die ersten Tage der neuen Regierung nicht minder auffallend und unangenehm für das Publikum als die Einziehung aller freien Eintrittskarten (deren waren, | horribile dictu! 1300!!!), und die Stimmung sprach sich darüber unverkennbar aus, und ist auch jetzt noch, mancher Milderung ungeachtet – streng und herb gegen Barbaja! – Einige Tage nach der Chorabdankung siegte die schlechte Aufnahme der Darstellung des Freischützen über die Sparsamkeit – die Choristen wurden wieder angestellt, weil man erkannte, daß ein deutsches Publikum nicht mit 1/4 Chören sich zufrieden gibt. Der treffliche (gewiß kaum zu ersetzende) Bassist, Hr. Siebert, sollte plötzlich 50 P. Ct. seines Gehalts verlieren, weil seine Vertragsurkunde nicht ganz eindeutig gefertigt ist; er wird es sich nicht gefallen lassen, und Wien wird einen seiner besten Sänger verlieren, wenn Hr. Barbaja nicht nachgibt. Die Damen Lembert und Waldmüller sollen gleichfalls entlassen und an die Pensionsbehörde verwiesen seyn – mag man sich darüber ereifern – wir hätten es auch gethan! denn hier 10,000, dort 10,000 fl. W. W. Gehalt zum Fenster hinauszuwerfen, kann doch nicht wohl einem Privaten zugemuthet werden. Der Freischütze, und die wackern Darstellungen der vorzüglichsten Mitglieder des Theaters an der Wien, einer Mad. Schütz, der Herren Jäger, Spitzeder, Haitzinger, Seipelt u. s. w. versammelten übrigens stets ein zahlreiches Publikum. Wir sahen nur zwei neue Darstellungen, nämlich: L. Spohrs Zemire und Azor, welche der Tonsetzer wohl selbst für keine gute Oper hält, und durchaus verunglücken mußte in ihrer spröden schwerfälligen, monotonen Trockenheit. Ein minder hartes Loos traf das neue Ballet: Joconde, von A. Vestris und Taglioni, ihm schadete vorzüglich der Vergleich mit der Oper gleichen Namens, und das durch Ueberarbeiten herbeigeführte schlechte Tanzen des neu engagirten berühmten Tänzers, Hrn. Baptiste Petit. […]