## Title: Aufführungsbesprechung, Berlin: „Silvana“ von Carl Maria von Weber am 10. Juli 1812 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030542 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Ueber die Oper Silvana von C. M. v. Weber, und deren Aufführung in Berlin.Berlin, den 12. Jul. 1812. Nachdem voriges Jahr im Sommer eine Probe von der Oper Silvana war gehalten worden, legte man die Oper, weil geurtheilt wurde: sie sey zu verwickelt im musikalischen Styl, zurück. Zu bemerken ist jedoch, daß Hr. Capellm. Weber damals nicht hier war. Im Herbst kam der Componist selbst hierher, und dadurch ga | ben sich nach und nach die Schwierigkeiten. Vor ungefähr 6 Wochen wurde eine Probe mit dem ganzen Orchester, unter Direction des Componisten veranstaltet; da bekam dann die Sache ein ganz anderes Ansehen. Man sah nun bei klarerer Ausführung, was in dem Ganzen lag, die Oper kam bestimmt auf das Repertoire, und ihre Aufführung wurde auf den 9ten Julius festgesetzt. – Der Componist schrieb für Mad. Müller und Hrn. Eunike, zwei neue Scenen, indem er die erstere für Sänger von anderem Umfange gedacht hatte. Die Proben giengen ihren Gang fort, und Orchester und Sänger sahen bei einer jeden (welche der Componist selbst führte), daß es der Mühe werth war, dem eignem Gange des Componisten zu folgen, und so wuchs die Lust der Ausführer. Vorgestern fand denn nun die erste Vorstellung statt. Die sich stumm stellende Silvana war der ausdrucksvollen Pantomime der Dem. Maas zur Ausführung übergeben. Daß sie sich dessen gut entledigte, versteht sich, aber auch die Tänze geriethen ihr. Nur die Tanz-Scene, da sie sich zuerst im Spiegel erblickt, mißrieth; nicht wegen der Schauspielerin, sondern durch die Ungeschicklichkeit der ihr Duplicat vorstellenden Tänzerin. Mad. Müller, Hr. Eunike, Hr. Franz, sangen mit außerordentlicher Aufmerksamkeit. Das Orchester spielte unter des Hrn. v. W. eigner Direction mit Lust und Präcision, und der ganz eigne Styl des Componisten machte auf das Publikum eine allgemeine Wirkung. Die Rolle des Krips hätte man freilich wohl lieber vom Hrn. Wurm gesehen, aber es kann nicht Alles vollkommen seyn. Schon die Ouvertüre wurde, obgleich eins der schwächsten Stücke, applaudirt, so mehrere Sachen. Uebrigens wird die Oper sich bei uns nur durch die Musik erhalten, denn weder neue Decorationen, noch Kleider, noch übermäßiges Opern-Spectakel empfehlen sie, und der Inhalt ist ziemlich verworren, selbst bei der Entwickelung.