## Title: Aufführungsbesprechung Graz: darunter „Der Freischütz“, Juni/Juli 1822 ## Author: R . . . i. ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030402 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ In musikalischer Hinsicht bekamen wir seit einigen Wochen zwey neue Opern zu sehen: La Cenerentola, von Rossini, und der Freyschütze, von Weber. Die erste löste sich ex officio in cenere auf, indem solche Gurgelmusik nur durch David'sche u. dgl. Kehlen emporgehoben werden kann*)*) Die Redaction erlaubt sich nie ohne Noth, in dem Referat ihrer Correspondenten Abänderungen zu treffen; wogegen sie aber auch nicht dafür angesehen seyn will, als ob alles darin Vorkommende ihre eigene Meinung wäre., und unglücklicher Weise wurde auch die erste Rolle (Cenerentola) von unserer dritten Sängerinn so aschenbrödlich gemißhandelt, daß aus einem Fiasco ein vollkommener Fiascone geworden ist. Daß Mad. Dunst d. j. solche wichtige Parthien auszuführen zu ohnmächtig sey, hat ihr die Natur selbst gezeigt, da sie am Schlusse der Oper auf der Bühne in die Ohnmacht fiel. Möchte Mad. Dunst doch wenigstens diesen Wink beherzigen, da alle übrigen für sie verloren scheinen. Ganz anders ging es mit dem herrlichen Freyschützen zu. Unser thätiger, kunstsinniger Orchester-Director, Hr. Hysel, gab diese Oper zu seiner Einnahme, und als Capellmeister des hiesigen Musikvereins wurde er von mehreren Mitgliedern desselben im Chor und im Orchester freundschaftlich unterstützt, und auf diese Art in den Stand gesetzt, dieses aus der Officin der Genialität hervorgebrachte Werk, zur allgemeinen Befriedigung aufführen zu können. Die Sänger, welche sich dießmahl von dem tiefverständigen Hrn. Hysel etwas sagen ließen, waren wie gewechselt, und sangen zum Bewundern sehr brav. Das Orchester erwachte aus seiner gewöhnlichen Letargie, und durch die neue interimistische Verstärkung der Vereinsglieder angeeifert, bekam selbes frischeres Leben, und traf ungewöhnlich gut zusammen. Die äußere Ausstattung an Decorationen und Kleidungen war auch für eine Provinz-Bühne im Ganzen sehr gut geordnet und angemessen. Hr. Hysel erfreute sich, nebst dem ungetheiltesten Beyfall des entzückten Publicums, auch der glänzendsten und reichsten Einnahme. […] #lb#R . . . i.