## Title: Wilhelm Pötzsch an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Bayreuth, Sonntag, 2. Juli 1882 ## Author: Pötzsch, Wilhelm ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A044401 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Bayreuth, 2. Juli 82. Hochgeehrter Herr Professor! Es war mir nicht mehr möglich, Ihnen von München aus den Empfang Ihrer Rücksendung u. Ihres intressanten Briefes zu bestätigen. Gestern bin ich den ganzen Tag auf der Reise gewesen u. meine Reise-Efekten erst Abends ½ 9 Uhr erhalten, deßhalb beeile ich mich heute zur Erwiderung Ihres Geehrten von vorgestern. Zuerst Ihre vorgeschlagene Uebertsetzung in Reimen durch Frl. M. für die ich mich allerdings sehr intressiren würde. Ich muß Ihnen jedoch vorher noch etwas | mittheilen, die jetzige deutsche Uebersetzung der Arie ist von Herrn Eugen Spitzweg, dem Sohn u. Compagnion meines Verlegers für die Arie (ich glaube, ich brauche ihnen auf dies hin nichts Weiteres zu schreiben.) Trotzdem aber nahm ich hierüber Rücksprache mit ihm wegen Ihrem Vorschlag. In seinem Auftrag soll ich Ihnen mittheilen, daß er sehr gerne von seiner Uebersetzung zurücktreten würde, wenn sich eine bessere findet, Nur solle dann ein oder mehrere Sänger von Fach Schiedsrichter sein; doch glaube er, trotzdem sich die Reimverse besser lesen würden, kaum, daß sich solche für die Gesangliche Aussprache immer recht eignen dürften. — | Von einem Honorar seiner seits, könne aber kaum die Rede sein, da ja er die mit der Arie keinesfalls ein Geschäft machen würde, u. auch ich keinerlei Honorar dafür beanspruchte, es geschähe eben nur des musikalisch historischem Intresse wegen. — Wenn also sich Frl. M. dennoch für die Sache intressirt, soll sie den Text an meine Adresse dahier schicken, ich solle selbe sodann von anwesenden Sängern u. Musikern durchsingen lassen, u. ihr Urtheil soll dann maß gebend sein. Für die in Ihren Händen befindlichen Manuscripte Webers würde ich mich ungeheuer intressiren, wenn ich selbe auch sehen könnte, aber ich sehe ein, daß dies zu viel Umständlichkeiten macht, u. beinahe unmöglich ist. | Vorläufig herzinnigsten Dank für gütige Mittheilungen in Ihrem jüngsten Schreiben; ich hoffe Ihnen von hier aus, nächstens ausführlicher schreiben zu können u. erwarte mit Spannung Ihre weitern versprochenen Auseinandersetzungen hierüber. Heute hatten wir schon die 1. Probe vom Parcifal (1. Akt.) getraue mir aber noch keinerlei Urtheil über das Ding abzugeben. Mit herzlichem Dank und Hochachtungsvollsten Grüßen Ihr ganz ergebner Wilh. Pötzsch., Bayreuth, St. Georgen, 24 1/2 (bei Herrn Scherdlein)