## Title: Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: „Preciosa“ von Carl Maria von Weber am 12. August sowie die Chronik vom 26. Juli bis 12. August 1824 ## Author: Hell, Theodor ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A033246 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ […] Am 12. Aug. Ebendaselbst. Preciosa. Wir sahen heute Dlle. Rosalie Wagner als die von dem Dichter mit dem größten Liebreiz und hohen Geistesgaben geschmückte, als ein wahres Wundermädchen geschilderte junge Zigeunerin. Wie vieler Vorzüge bedarf es nicht, um einer solchen Rolle gewachsen zu seyn und es ist daher wohl das sehr lobenswerthe Zeichen einer ziemlich selten gewordenen Bescheidenheit zu nennen, wenn unsere, mit allem dem, was jenes schöne Gebild der Phantansie verlangt, reich ausgestattete Künstlerin bei den ersten Scenen nicht ganz unbefangen war. Frau von der Klogen, die sich bisher in dem Besitz dieser Rolle befand, hat sich darinnen, und zwar mit allem Rechte, den größten Beifall des Publikums zu eigen gemacht und schon darum war die Aufgabe für Dlle. Wagner nicht gering. Bei alle dem hat sie dieselbe – trotz so mancher Verkümmerung – sehr glücklich gelöset und es bewährte sich das Interesse, welches die Freunde der Kunst an ihr nehmen, nicht allein durch ein überfülltes Haus, sondern auch durch wiederholte laute Beweise allgemeiner Anerkennung. Ihre Erscheinung war durch Kostüm, Haltung, Geberden, Declamation, mit einem Worte durch ihr ganzes Wesen in dem Grade idealisirt, als es der romantische Styl der Dichtung fodert. Wir hatten ein höchst liebliches Gebild vor Augen und selbst die Art, wie Dlle. Wagner sich zum erstenmale in Gesang und Tanz – wenn schon mit einiger Schüchternheit – versuchte, bewies den unverkennbaren Fleiß, das rastlose Streben, womit sie nach den höheren Preisen der Kunst ringt. Möchte ihr die Gelegenheit dazu recht oft bei Leistungen dieser Art zu Theil werden! Eine kleine Reise wird uns für einige Wochen von Dresden entfernen, wir haben aber die Fortsetzung der Bühnenchronik während dieser Zeit einem Freunde der Kunst aufgetragen, der nun statt unserer in den nächsten Blättern sprechen wird. #lb#Th. Hell.