## Title: Gottfried Weber an Johann Gänsbacher in Prag. Heidelberg, Dienstag, 11. August 1812 ## Author: Weber, Gottfried ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040516 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ An Sr. Wohlgebohrnen Herrn J. Gaensbacher Compositeur bei Herrn Grafen Firmian in Prag Salzburg . Im Fall H. Gänsbacher abwesend wäre, demselben sogleich gefälligst nachzusenden. am 11. Aug [18]12 Ich habe aus Veranlassung Deines Briefs v. 2 Juli meinem Verleger der Vierstimmigen Gesänge Gombard geschrieben daß er an Haaß in Prag si doch gleich senden solle. Gombard antwortet mir darauf folgendes: Ueberall wo wir Comißionärs haben sind sie hingesandt, da wir aber wegen dem schlechten Stand des Wiener Curs im Oesterreichischen nichts mehr absezen können so ist dies der grund daß Haas in Prag unsre Artikel folglich auch Ihre Gesänge nicht in Comißion hat. Wenn Sie aber einen Freund in Prag haben der sich für den Absaz in dortiger Gegend intereßiren will, u können ihn vermögen, daß er eine Parthie davon von uns in Commißion nimt, so erlaßen wir sie demselben mit ........ Rabatt (wi viel? kann ich wegen undeutlichkeit der Abbreviatur und Schrift nicht lesen). Nun fragt sich ob Du die Gefälligkeit haben mögtest, Dich der Sache zu unterziehen. Großer Rabbat wirds freilich nicht sein was Du erhalten wirst, und gewiß weniger als ein gewöhnlicher Commißionshändler nimt, weil Gombard si sonst nicht Dir sondern dem Haas in Commißion gäbe: allein wärs auch noch so wenig, so weis ich daß Du's mir zur Gefälligkeit auch wohl ganz umsonst thätest. Uebrigens ist bei dem in Commißion nehmen gar kein Risico für Dich möglich. Sei also so gut und seze Dich gleich hin u schreibe dem Gombard was Du zu thun gesinnet bist, und mir was Du ihm geschrieben hast. Mit nächstem Postwagen sende ich Dir davon ein Exemplar zu Deinem Gebrauche als Andenken. Item ein Ditto von 12 Guitarrenliedern die ich kürzlich bei Simrok herausgab, Suche das Zeugs bei erstmöglichster Gelegenheit ein Mal an einem öffentlichen Orte zur Aufführung zu bringen und dann schreibe etwas davon in ein Par öffentliche Blätter. Du Schweinhund hast ohnehin noch all Dein Lebtag keine Silbe über mein Zeugs geschrieben. A propos, ich habe seitdem meine sämtlichen KirchenCompositionen umgearbeitet, und daraus drei Meßen und ein Te Deum gemacht die ich nun für gut halte. Wüstest Du mir die Sachen nicht in dortigen Gegenden an- oder zur Aufführung zu bringen. Wenn ich, (äußersten Falles) nur die CopialienKosten pp herausbekäme, wäre ich zufrieden, da ich sehr wünschte daß sie bekannter würden. - auch eine achtstimmige Singfuge ohne Instr. Begl.: Preis Gottes, Text von Unknown. Meine Giustos über Deine Trioles Sonate f. Clav. mit Flöte steht im Eleg. Billig hat die ihm ex professo aufgetragne noch nicht gemacht, es war also recht gut daß ich Dian pro diligentia einstweilen mich sich selbst daran gemacht. Billig ist sehr lau und unthätig, u wird wahrscheinl. auch dieses liegen laßen wie alles bisherige. Weist Du eine Sängerin welche Lust hätte als primadonna hier in Mannheim angestellt zu werden 1600 ƒ höchstens 1800 ƒ. Si muß sich aber auf Probe kommen u wenn si nicht engagirt wird schikt man si lieber mit Reisegeld wieder fort. 16-1800 ƒ ist hier das höchste Salair wovon unsre höchstsalarirten Künstler u Künstlerinnen bei der Wohlfeilheit der hiesigen Bedürfniße bisher splendid leben konnten. weist Du was wovon Du Ehre zu haben hoffst, so recommandire mirs umgehend, ich habe quasi förmlichen Auftrag einen Vertrag deshalb abzuschließen. Von Silvana's Progreßen in Berlin wirst Du wohl schon gehört haben. Des neuen Bruders Berner freue ich mich herzlich. Es thut noth daß Subjecta beigeschafft werden di hoffentlich etwas thun werden, bis jezt hat kein Mensch was gethan als Melos und Dian. Der neue heißt Ernst. wahrlich Du bist bis jezt ein schändlich faules Vieh gewesen, u es ist Zeit daß Du Dich ein mal dran machst etwas zu thun. - ist noch in Berl, und bleibt vielleicht noch einige Zeit, er giebt einen ClavirAuszug der Silv. heraus, u eine grose Sonata p. p. forte. - Na, leb wohl, lieber Bruder, und rege Dich ein Mal mir zu gefallen zu Erfüllung der vielfältigen Bitten di dieser Brief enthält. - Dein Requiem hoffe ich noch vor Allerseelen zur Aufführung zu bringen zumal w. di gestochnen Stimmen zu haben sein werden, di correcter u wohlfeiler sein werden als Mspt. Versäume nicht bei Gelegenheit die Nachricht von Silvanens Glük in Berlin zu verbreiten, und daß ein ClavirAuszug davon erscheint, was doch ein Beweis ist daß si allgemein Eingang gefunden hat. In München wirst Du meine Quartette für Singst. bei Falter finden. Gombard hat mir vor einigen Tagen angezeigt daß sein Vorrath von Exemplaren schon vergriffen sei, u verlangt ich solle ihm meine allenfallsigen Verbeßerungen u Vermehrungen zu der weitern Auflage anzeigen di er zu machen im Begriff stehe. welches ich auch schon gethan.