## Title: Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag. Liebwerda, Dienstag, 12. Juli 1814 (Nr. 2a) ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A044685 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ #lb# 12. July 1814.[…] Um 5 Uhr stehe ich auf und freue mich in dem Gedanken wie ruhig du noch schlummern wirst. um 6 Uhr bade ich und sehe so die Zeit heranrükken wo die Mutter an dein Bett tritt und dem lieben Töchterlein die Ruhe nicht nehmen will, die doch in aller frühe um ½ 8 Uhr gebrochen werden muß. Da frühstükke ich und du vielleicht auch. Dann gehe ich zum Brunnen und trinke und laufe nach jedem halben Glas eine Strekke. Da zieht sich Lina an oder die Bach kommt und ihr plaudert und gedenkt mein: um 10 oder 11 Uhr gehst du in die Probe, und ich sehe Euch da ums Klavier her sizzen und singen; aber doch nicht mit der rechten Lust! gelt? endlich wird es 12 Uhr und du hast Hunger und ich auch; um ½ 1 Uhr gehts zu Tische und nachher eile ich zu dir; aber nur auf dem Papier und im Herzen bis auf eine schönere Zeit. da schläft denn mein Mukkerl trotz des Verbots ein bischen, – und – na ich wills verzeihen, wenns von mir träumt; träume ich ja doch auch zu derselben Zeit mich zu dir. Dann kriech ich abermals in Wälder und Schluchten, und Lina kriecht in die Kleider oder in die Loge. um 8 Uhr eße ich aber und Lina singt. Dann arbeite ich auch noch und um 10 Uhr werfe ich mich aufs Lager und denke der schönen Zeit, wo die verdammten Uhren immerfort schlugen. […] Denen anderthalb Badegästen, die hier herumwanken, habe ich ein so steinernes Gesicht gemacht, daß ihnen alle Lust vergangen ist, mit mir anzubinden. Mit meinen Reisegefährten die recht wohl und munter sind, stehe ich auf dem guten Fuße daß ich mich durchaus nicht um sie genire. führt uns unser Weg zusammen so schlendern wir mit einander; fällt es mir aber ein sie auf einmal im Stiche zu lassen und quer feld ein zu steuern, so halten sie es meinem Strudelkopfe zu gut, und denken, der Mensch ist verliebt, laßt ihn gehn, und das ist wahrhaftig das Beste was sie denken können. […]