## Title: Aufführungsbesprechung München: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber im April 1822 ## Author: Plötz, Johann von ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031600 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Korrespondenz-Nachrichten.München, April. […] Und nun zur dritten denkwürdigen Erscheinung: Dem Freyschützen. Auch bey uns ist nur eine Stimme darüber, daß diese Oper in der Geschichte deutscher Musik einen eignen Abschnitt bildet, und selbst die gesteigerte Erwartung von diesem Werke scheint übertroffen worden zu seyn. – Die Aufführung dieser Oper was sowol von Seite des Orchesters, als unserer Gesangkünstler ausgezeichnet zu nennen. Die Rolle der Āgăthe (nicht Agāthe, wie hier ungriechisch gesprochen wird) ward von unserer Vespermann mit jener Innigkeit und frommer Rührung aufgefasst, die diesen Charakter bezeichnet. Auch Dem. Sigl war in der Rolle der muntern und naiven Anne eine überaus liebliche Erscheinung. Der wackere Staudacher gab sich als Kaspar alle Mühe, dieser schwierigen Parthie im Gesang und Spiel zu genügen, und seine lobenswerthe Leistung ward auch vom Publikum dankbar anerkannt. Hr. Löhle ist ein trefflicher Tenorsänger, übrigens gab er den Max, man könnte auch sagen, der Max gab den Hrn. Löhle. – Noch verdient Hr. Augusti in der Rolle des aufgeblasenen Bauernschützenkönig, vor allem aber das männliche Chorpersonale, seines trefflichen Ensembles wegen, lobende Erwähnung. Von Seite der Intendanz ward nichts gespart, um dieses Werk glänzend auszustatten. Dekorationen, Kostüm, Feerey, kurz Alles war über jede Erwartung gerathen. Man erinnert sich nicht, je auf unserer Bühne ein so glänzendes und wohlgeordnetes Ganzes gesehen zu haben, und der Intendant, Hr. v. Stich, der mit umsichtiger Thätigkeit alle Proben leitete, so wie der wackere Horschelt, der ihm als Gehülfe zur Seite stand, verdienen für ihre unverdroßne Anstrengung laute Anerkennung, welche ihnen auch zu Theil ward, als am Schlusse des zweyten Akts im an haltenden Jubel ihre Namen ertönten. Mehrere Tonstücke z. B. das Jägerchor, das Brautjungfernlied u. a. sind von der Bühne ins Leben übergegangen, und werden unaufhörlich auf den Straßen getrillert, ein Beweis, daß der Strahl getroffen und gezündet hat. – – […]