## Title: Erwiderung von Kind auf Hr. C.’s und Gubitz's Kritik an Friedrich Kinds „Der Abend am Waldbrunnen“ ## Author: Kind, Friedrich ## Version: 4.12.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A033249 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Etwas über die Berliner Aufführung meines dramatischen Idylls: Der Abend am Waldbrunnen.Ich hätte sehr gewünscht – obwohl nicht meinetwegen! – aller Erörterung über diesen Ge genstand überhoben bleiben zu können. Dieß war die Ursache, weshalb ich die gründlichen Urtheile des Herrn C. (in der polit. Zeit.) und einiger andern, über ein Stück, das sie nicht hören konnten, mit Stillschweigen beantwortete. Noch weit mehr würde ich die Liebe zur Wahrheit, welche die Berichterstatter in der Zeit f. d. eleg. Welt No. 204 und im Gesellschafter No. 157 an den Tag gelegt haben, diese Liebe zur Wahrheit, welche die eigentliche Bewandniß der Sache jedem, der sehen will, sattsam andeutet, nach Verdienst im Stillen anerkannt haben, falls sich nicht eben mit dieser Unpartheilichkeit Aeußerungen verbänden, wodurch wenigstens ein Theil des verfehlten Erfolgs mit anheim gegeben werden soll. – Der Herr Ref. in der eleg. Zeit. meint, die Handlung des Stücks sey schwach. Vielleicht wollte er zart sagen. Ansonst möchte ich ihn bitten, mir ein gelungenes dram. Idyll mit starker Handlung zu nennen. – Sodann soll ich dem Vernehmen nach gewünscht haben, das Stück möge von den jugendlichen Gestalten aufgeführt werden. Er glaube mir aufs Wort, daß zwischen der G. Intendantur und mir von jugendlichen Gestalten nicht die Rede gewesen, wohl aber von den vorzüglichsten Künstlern der hier in Frage kommenden Rollenfächer. Von den erstern konnte nicht die Rede seyn; es wär ja wohl Beleidigung gewesen, etwas darüber zu sagen, daß Rollen funfzehn, und achtzehnjähriger Mädchen | nicht von Frauen gegeben werden dürfen, die auf dem Theater gealtert erscheinen. Von dem letztern hätte eigentlich auch die Rede nicht seyn sollen, da bekanntlich kleine Stücke überhaupt und noch mehr Stücke dieser Gattung, in Hinsicht auf die Darstellung, die schwierigsten sind, allein es konnte doch, weil mir aus Erfahrung bekannt war, daß man in B. zu Zeiten – vielleicht nothgedrungen – dergleichen Stücke mit Anfängern oder Invaliden besetzt. – „Die Jugend,“ sagt Hr. Ref. nun selbst, „sprach zum Theil seelenlos, zum Theil ganz unvernehmlich, ein noch junger Schauspieler trat auf, der nicht das günstigste Vorurtheil für sich hat“ – würde einer Unbeholfenheit dieser Art nicht selbst Goethe's Laune der Verliebten unterlegen seyn? Wenn dagegen Hr. Gtz. (der selbst versichert, von der ganzen Einleitung und von dem Liede kein Wort verstanden zu haben, und doch urtheilt!) diesem kleinen Stücke Mangel an dramatischem Geschick (?) vorwirft, welcher dessen theatralisches Geschick (nämlich in B!) mit verschuldet habe; so muß ich fast glauben, daß er die Erfolge mehrerer meiner Theaterstücke (von Berlin ist hier abermals keine Rede) nicht kennen, oder – – diese seine Aeußerung ein wenig flüchtig niedergeschrieben habe! So viel zur erlaubten Selbstvertheidigung. Das übrige sey denen anheimgestellt, die das Stück lesen oder anderswo gehörig besetzt, sehen und hören werden. #lb#Kind.