## Title: Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden. Wien, Mittwoch, 1. August 1821 ## Author: Griesinger, Georg August von ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A047260 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Wien 1. Aug. 1821. Mein verehrter Freund, Ihren letzten Meßbericht fand ich sehr trostreich, und die dem Leipziger Handel angerohete Lethargie ist nach Ihren Angaben sobald noch nicht zu befürchten. – Die Elbschiffahrts-Acte, von der ich Kenntniß habe, ist so liberal als möglich und sollte im ganzen deutschen Flußgebiet nachgeahmt werden. Den Baurath Nobile fand ich nicht zu Hauße, ich gab aber Ihren Brief in sichere Hände Im heutigen Oesterr. Beobachter finden Sie die Nachrichten aus Constantinopel v. 10. Juli welche die Post vorgestern überbracht hat, und die mit andern gesandtschaftlichen Depeschen übereinstimmen. Mit dem Losschlagen der Rußen hat es gute Zeit; die Cabineter sind nicht so kriegslustig wie die Zeitungsschreiber. Was sagen Sie zu Vossens Ausfall gegen Creuzer in der Jenaischen Allg. Lit. Zeitung? Das sind harte Schläge. Heute wird das Burgtheater wieder geöffnet, und nun haben die Oper und das Ballet ihre Ferien. Mad. Grünbaum macht eine Reise nach Dresden, Leipzig und Hamburg; sie ist jezt unsere beste Sängerin, läßt mich aber gewöhnlich kalt. – Die Hofkommission, welche ihr Gutachten über die Anträge zur Errichtung einer italienischen | Oper und die Verpachtung des Kärnthnerthor-Theaters zu geben hat, ist mit ihrem Berichte noch nicht fertig. Die Sache hat vieles für und gegen sich. Die Waise aus Genf ruht jezt aus, nachdem sie mehrere Wochen hindurch fast täglich gespielt worden ist. Vergeßen Sie nicht mir etwas von Houwald zu schreiben. Die protestant. Universität zieht zu Michaelis aus ihrem bisherigen kleinen Local (dem ersten Stock des Hauses am Schulhofe, welches Sie bewohnten) in ein größeres; außer den 2. Profeßoren Genersich und Wenrich ist noch keine andere Ernennung erfolgt, ungeachtet der Vorschlag wegen des Profeßors der Dogmatik schon lange übergeben worden ist. Die Gräfin Bombelles ist noch hier. Von Steinbüchel weiß ich nichts. Leben Sie wohl. Ihr Gr.